Rudi Conin an Kaplan Stiesch, 28. Januar 1942

28.1.42

Hochwürden!

Ihr letzter Brief erreichte mich erst gestern, nachdem wir 14 Tage in Pommern zum Schießen waren. Doch zunächst dafür meinen herzlichen Dank.

Ich kann mir lebhaft denken, was bei Ihnen alles an Post zu Weihnachten eingelaufen ist. Für mich war es schon viel Arbeit alle Briefe zu beantworten, obwohl mir doch alle 2 Feiertage voll zur verfügung standen.

Aber all die Arbeit und Mühe wird und hat sich doch, wie ich aus verschiedenen Briefen entnehme gelohnt. Es freut einen dies ganz riesig und hat man da auch wirklich Lust etwas zu unternehmen.

Leider wird die Arbeit aber nicht immer mit Erfolg gekrönt, wenigstens scheint uns dies oft so, denn sehr oft stellt sich der Erfolg erst später ein. In diesen Zeiten, die für manchen wohl die schwersten sind, darf man aber nicht in der Arbeit nachlassen. In einer solchen Zeit scheint jetzt die Arbeit in der Schar zu stecken. Hans W. schrieb mir einen ganz offenen Brief. Ich weiß nicht, ob zu der Zeit, in der Hans mir schrieb, Alfons Geurtz schon eingesetzt war.

Und für die Mittelgruppe. Ich habe Hans vorgeschlagen sich einmal mit Otto Haas, der leider ganz in Vergessenheit geraten war, in Verbindung zu setzen. Ich glaube, dass keiner so geeignet ist wie Otto, obwohl ich nicht weiß, ob ihm in der Woche Zeit zur Verfügung steht. Aber schon auf seinen Fahrten, die Otto ja jetzt wieder wie in vergangenen Zeiten durchführt, könnte er allerlei

erreichen und den Kerlen beibringen, was vielleicht auf Heimabenden schwer zu besprechen ist. In dem Landheim könnt er wohl schöne, feine Abende mit Hans zusammen gestalten. Ich glaube, das wird bei den Kerlen gewiß zünden. Hochwürden! Sie können ja auch einmal selbst mit Otto sprechen, denn, falls Sie tatsächlich bald eingezogen werden sollten, diese Sache müsste bis dahin geklärt sein.

Die Älteren könnte ja dann Werner gewiß führen, denn um die anderen Gruppen brauchte er sich ja dann nicht mehr zu kümmern.

Hochwürden! Damit müsste ich für heute schon schließen, denn noch 23 Briefe gilt es zu beantworten, die alle durch das Schießen unbeantwortet blieben.

Seien Sie nun recht herzlichst gegrüßt und grüßen Sie auch die Kameraden.

Heil!

Rudi