den 1. Febr. 42

Sehr geehrter Herr Kpl. Stiesch!

Einen recht frohen Gruß und meinen Dank für Ihren Brief.

Ich hoffe, dass dieser Brief Sie noch als Zivilist erreichen wird.

Sie schreiben von der Weihnachtsfeier und sagen, man darf die Schuld nicht auf diejenigen die sie vorbereitet haben abladen. Da haben Sie recht und das ist auch nicht meine Absicht gewesen; das schrieb ich auch Hans schon, die Feier mag in ihrem Inhalt sogar gut gewesen sein, aber sie hat den Jungens nichts zu geben vermocht, sei es die Haltung der Jungen, sei es, daß der Stoff zu hoch war, wodurch eine feine Feier unmöglich wurde, es ist gleich. Jos. Müller habe ich heute diesbezüglich einen Brief geschrieben, den er im nächsten Heimabend vorlesen soll. Ich sagte ihm, daß man nicht nur den Führer für eine missglückte Sache, sondern die ganze Gemeinschaft verantwortlich machen muß.

Daß Alfons die jüngste Gruppe jetzt führt, freut mich. Er ist ein ganzer Kerl und hat den Jungen schon durch sein jungenhaftes Leben etwas zu geben. Geistig ist er auch in Ordnung und so müßte eigentlich die Gruppe auf

Schwung kommen.

Die Mittelgruppe ist schon schwieriger. Es wird wohl Hans nicht ganz gelingen die Gruppe zu halten. Was macht Willi Krautz? Peter Haas hält sich vorläufig zurück. Ich habe ihm heute noch einmal geschrieben und hoffe, daß er sich zum guten bessern wird.

Die Kerle in der Heimat müssen arbeiten. Hier draussen merkt man erst richtig, wie wichtig unsere Arbeit ist. Die meisten die hier draussen ihren Mann stehen in religiöser Hinsicht, sind Kerle unserer Gemeinschaft. Sie haben einen Halt. Natürlich halten sich auch andere Kerle, aber der Prozentsatz ist klein.

Von hier gibt es nichts neues zu berichten. Unsere Ausbildung zum Bordfunker nimmt ihren Lauf. Hoffentlich kommen wir bald zum Fliegen.

Nun muß ich für heute schließen. Sie werden bald mehr von mir hören. Für heute Ihnen und allen Kameraden Heil und Gruß!

Otto

Schreiben sie mir doch bitte Werner Viandens und Franz Leys und Hubert Tarsachers Anschrift