Konrad Friesenhahn an Familie Stiesch, 24. Februar 1942

24.2.42

Meine Lieben!

Zwei Briefe, einen von Dir, Tante Hüne, einen von Rudi gilt es heute zu beantworten. Tante Hüne’s Brief stand auf der Rückseite einer unheimlich wirkenden Fotographie, etwas geisterhaft.

Rudi schrieb in seinem Stil so nett, dass ich ein paar mal behäbig grinsen musste (Vergleich zwischen Mozart und Puccini).

Doch von einem Erlebnis will ich Euch berichten, dass wert ist einfach zu Euch zu dringen. Ein alter Bauer von der Art der alten [???], gläubig und demütig kam zu mir und bat mich ein kleines Kind taufen zu wollen. (Natürlich kannte er mich und wusste aus mühsamen Unterhaltungen wie ich zu diesen Dingen stand).

In einer kümmerlichen Bude, von deren Wänden die scheußlichen Fratzen bolschewistischer Größen schauten, taufte ich das Neugeborene.

Es wird bestimmt in kürzester Zeit sterben müssen, da das nötigste an Nahrung fehlt. Und die Mutter ist selbst schwach und kraftlos, nur mit trockenem Kommissbrot, das in etwas Wäsche………………..(???) kann sie auch dem Kind nicht geben. Zu diesem Tag vermochte ich ihr gerade ein Päckchen Kunsthonig zu bringen. Sollte mich eine Meldefahrt wieder an diesem Haus vorbeiführen, will ich sie besuchen.

Ich taufte den Kleinen auf den Namen „Pjotr“ (Peter), weil der ninische (??) Kalender am 26. November (meinem Namenstag) diesen Namen zeigt. So steht eine Verbindung zwischen mir und ihm. –

Und wenn Rudi seinen Gestellungsbefehl hat, bitte sofort Antritt.

Herzlichst!

Konni