„Otto“ [Haas?] an Kaplan Stiesch, 25. Februar 1942
Köln, am 25. Febr. 1942
Herrn Kpl. Stiesch!
Gruß zuvor. Entschuldigen Sie zunächst, dass ich noch nicht bei Ihnen war. Ich war in der letzten Zeit sehr wenig oder kaum in Bickendorf. Das wollte ich Ihnen schon länger schreiben. Vergessen hab ich Sie nun doch noch nicht. Da schrieb mir jetzt R. Conin zu den „Jungen“. Da werden Sie nun wieder andere Gedanken dazu haben wie wir. Die Gedanken werden wohl die gleichen sein. Es führen uns oft verschiedene Wege zum gleichen Ziele. Jungen bleibt eben Jungen. Sie werden in einem Geistlichen immer denjenigen sehen, der ihnen alles das sagen muß, dessen Beruf das eigentlich ist. Doch ich bin soweit davon entfernt, dies auch auf mich zu übertragen. Wenn ich nicht hier so arg gebunden wäre, würde ich bestimmt öfter zu Ihnen kommen. Schon allein aus persönlichen Motiven. Denn ich glaube, dass doch nicht alles auf schriftlichem Wege zwischen uns Kameraden erledigt werden kann. Da würde schon Ihr Wort oft nicht ohne Wert sein. Aber wir sprachen doch von den Jungen. Rudi schrieb mir, ich möchte doch mit den Kerlen auf Fahrt gehen. Dadurch wird den Jungen eine Bindung untereinander gegeben, die sonst wohl nicht erreicht würde. Ich kann da wohl aus eigener Erfahrung sprechen. Wir müssen die Jungen zur Übernatur bringen. Der Weg dorthin geht aber über die Natur. Und ich glaube nicht, dass den Jungen das erspart bleiben kann. Denn dieser Weg ist ja auch manchmal schwer. Aber macht hart. Und solche Kerle brauchen wird. Hoffentlich verstehen Sie mich ganz, wenn ich mich nicht richtig ausdrücken kann.
Am 7./8.III. werde ich in Bickendorf sein. Dann können wir ja auch mal drüber sprechen. An dem Tage ist ja Gemeinschaftskommunion. Vielleicht sprechen wir uns auch dann mal im Kreise der
Jungen aus. Jedenfalls hoffe ich das Beste. Und Sie werden sicher auch gute Vorschläge haben. Jedenfalls wird auch Hans Werres seinen „Senf“ dazu tun. Davon verspreche ich mir auch was.
Ihnen wünsche ich nun alles Gute. Grüßen Sie bitte alle Kamerade und die, die um Sie sind.
Recht frohe Grüße.
In Treue.
Otto