Theodor Buiting an Kaplan Stiesch, 2. März 1942
Berlin, den 2.3.42
Lieber Herr Kaplan!
Mit vielem Dank habe ich Ihren Brief vom 26. Januar erhalten und freue mich dass es Ihnen, persönlich wie dienstlich, gut geht. Von mir kann ich nicht viel Neues berichten. Der Dienst geht planmäßig, bei meinem Herrn Oberst weiter. Ist natürlich bei den nidrigten Temperaturen nicht immer erfreulich gewesen. Das Wetter scheint wohl jetzt anders zu werden, denn Sonntag scheinte mal die Sonne. Es wäre zu wünschen, wenn der Frühling seinen Einzug bald halten würde. Na, dieser Winter war ein guter Vorgeschmack von Russland. Die armen Kerle in Russland müssen sehr viel aushalten. Ich habe auch ein Bruder mit dabei. Er schrieb kürzlich dass er sehr feste mit drin sitze und meine Gedanken sind oft bei ihm. Auch wird jetzt im März der fünpfte Bruder eingezogen. Hoffen wir und ich bete damit sie lebend alle wieder zurückkommen.
Ich habe mal wieder Glück gehabt. Brauchte nicht mit ausrücken, weil mein Chef mich nicht entbehren wollte. Aber musste all meinen Kameraden Lebewohl sagen. Die Gastrolle die ich der 20/Erg. Komp. 1 ½ Jahr gegeben habe musste ich aber aufgeben und somit zur „3/Lg. Nachr.-Rgt 3“ versetzt werden. Die auch in dieser
Kaserne liegt.
In meiner Freizeit gehe ich mein Theatervergnügungen nach. Will Ihnen mal alles mitteilen was ich schon gesehen und gelauscht habe, in diesen Wintermonaten. – In der Staatsoper habe ich Sonntag den 22. Febr. gesehen „Salome“ von Richard Strauß. Die Musikalische Leitung hatte als Gast „Clemens Krauss“. Die Prinzessin Salome sang Maria Cebotari. Dieses war die schönste Musikalische Oper der ich beigewohnt habe. Ein großes Erlebnis für mich. Dann habe ich weiter in der Staatsoper gesehen, von Puccini „La Bohéme“ und Wagners „Rienzi“. Im schönen Deutschen Opernhaus sah ich Wagners „Siegfried, Parsifal, Tannhauser und Tristan und Isolde“. Von Verdi „Rigoletto und Aida“. Von Richard Strauß „Der Rosenkavalier“. Von Lorzin „Der Wildschütz und Zar und Zimmermann“. Von Mozart habe ich leider erst nur „Gärtnerin aus Liebe“ gesehen.
Wagner höre ich sehr gern, habe auch das Buch die Biographie von ihm gelesen. Aber Strauss und Verdi stehen nicht nach. Ich liebe bis jetzt noch am meisten die schwere Musik Wagners.
Lieber Herr Kaplan, zum Schluß habe ich eine kleine vielleicht auch große Bitte. In 5 Wochen ist schon Ostern und von der guten Familie Schmitz aus K’werth geht die kleine Christel zur Erstkommunion mit. Können Sie mir ein Buch oder sonstiges schicken. Was kostet spielt keine Rolle. Nur das es etwas gutes und schönes ist.
Dann möchte ich auch noch bei Ihnen
bescheiden anfragen, können Sie mir, oder haben Sie Beziehung, folgende Bücher mir zu verschaffen.
1.) Der ewige Ring von Heinrich Buchmann.
2.) Der kathl. Christ in seiner Welt von Leonhard Grimm.
3.) Merkbuch der Kirchengeschichte von Dr. Georg Hahn
4.) Geschichte Russland[s] von Erdmann Hanisch.
5.) Die Reformation in Deutschland von Dr. Josef Lorz.
6.) Das Reich als Schicksal und Tat von Brepfel?
Sie dürfen auch gebraucht sein. Denn hier in Berlin ist nichts zu haben ohne Beziehung. Das Geld für die Bücher kann ich gleich schicken.
Also, lieber Herr Kaplan, schreiben Sie mir mal darüber ob sich etwas machen lässt.
Seien Sie recht herzlich gegrüßt von Ihrem
Theo Buiting
Meine Anschrift lautet
Buiting
s/Lg. Nachr. Rgt. 3
Berlin-Kladow
Hottengrund