Edmund Zingsheim an Kaplan Stiesch, 26. März 1942
Lähn, 26. III. 42.
Sehr geehrter Herr Kaplan!
Ich danke herzlichst für Ihre freundlichen Grüße und hoffentlich genese ich nach klerischen Segenswünschen um Genesung schon bald. Wenn alles gut geht, kann ich vielleicht Ostern zum 1. Mal ausgehen. Der Arzt setzte mir als Abschiedstermin Ende April bis Anfang Mai fest. Anschließend gibt’s dann wohl Urlaub. Das dauert zwar noch etwas, doch wenn man bedenkt, dass ich stark 8 Wochen gelegen habe, so mutet es weniger an.
Und dann herrscht der Frühling, der hier in hartem Kampf mit dem Winter liegt. Noch liegt Schnee an einzelnen Stellen, doch die Sonne strengt sich schon sehr an. Morgens halten wir uns meistens auf unserem Balkon auf und lassen uns bräunen.
Und was macht die Jugend Dreikönigens? Ich freue mich schon darauf, einen Abend bei-wohnen zu können.
Ostern steht vor der Tür. Schade, dass ich dann noch nicht zu Hause sein kann. Aber wir haben uns daran gewöhnt, bei Familienfesten zu fehlen. Dennoch sind wir in Gedanken da. Wahrscheinlich komme ich bis dahin nicht mehr zum Schreiben und grüße heute schon zum Auferstehungsfest das herrn, der Sie segnen und kräftigen möge für den Kampf um Seine Sache. Auch an Ihre werten Angehörigen ein herzliches Behüt’ Sie Gott!
Ihr Hubert Zingsheim