Edmund Zingsheim an Kaplan Stiesch, 8. April 1942
Binnenfarm, den 8.4.1942
Sehr geehrter Herr Kaplan!
Endlich komme ich dazu, Ihre Grüße zu erwidern. Wie jeder Gruß aus der Heimat, so haben mich auch Ihre Grüße erfreut. Wenn man hier in einer solchen trostlosen Gegend sitzt, spürt man, dass man einer großen Gemeinschaft angehört. Jeder Gruß meiner solchen Gemeinschaft bindet einen nur noch enger an diese.
Die beiden Ostertage waren für mich ohne Freude. Es fehlte einem die Heimat und nicht zuletzt eine Kirche.
Heute sitze ich nun als Wachhabender auf unserer Wache. Das ist interessant und nicht zu-letzt verantwortungsvoll. Die ganze Nacht kontrolliert man die Posten und überzeugt sich das alles in Ordnung ist. Mittags wird man dann hundemüde abgelöst: Heute ist sogar hoher Besuch angesagt. Ein Oberstarbeitsführer. Die Aufregung in der Wachstube kann man sich dann leicht vorstellen. Dann heißt es „Wache raus“ und wir sausen nur so, bauen Männchen und präsentieren
den Spaten. Falls alles klappt, fällt vielleicht ein Lob ab, falls nicht, muß man als Wachhabender die Suppe auslöffeln.
Mittlerweile ist es schon wieder Sonntag geworden. Die Wache war gut verlaufen. Seitdem hatten wir von morgens bis abends Dienst. Straßenbau, Gewehrreinigen, Schießen und auch Spatenputzen kommt noch an die Reihe.
Nächste Woche marschieren wir nach einem größeren „Dorf“ und verbringen dort zwei luftige Tage. Deshalb gibt es vor dem Einsatz keinen urlaub. In 14 Tagen werden wir wohl auf der Bahn liegen Richtung Osten! Urlaub gibt es also nicht mehr vor dem Einsatz so gerne ich mich einmal in strammer Uniform in Bickendorf gezeigt hätte.
Wir sind jetzt schon auf Militär umgestellt. Stahlhelm, Seitengewehr und Gasmasken empfangen wir noch.