Josef Meurer an Kaplan Stiesch, 19. April 1942
Lieber Herr Kaplan!
Aus Griechenland herzliche Grüße Ihr Jos. Meurer. Ihre beiden Briefe habe ich gestern erhalten. Die erste Post die ich seit 4 Wochen erhielt. In einem herrlich gelegenen Badeort direkt an der Küste, hat man uns hin verfrachtet. Aber es ist wenn ich ehrlich sein soll, herrlich hier. Hoch, auf einem der Berge liegt unsere Unterkunft, von überall eine herrliche Aussicht auf das Meer.
Dann scheint hier von Morgens früh bis in den Nachmittag hinein die Sonne war m. Heiß ist es eigentlich nur mittags, eine oder 2 Stunden. Den Tag über laufen wir in der Badehose. Von 5 Uhr ab
aber ist es heiß, nur des Nachts muß man sich anziehen wie bei uns im Winter wenn es friert.
Sonst ist es aber sehr schön hier. Man erholt sich wirklich in der herrlichen Luft. Hans Kreuzer habe ich auch geschrieben, ich werde ja dann wenn er schreibt, erfahren, wo er ist, vielleicht treffen wir uns dann mal hier auf klassischem Kulturboden.
Die Fahrt nach hier war auch sehr erlebnisreich. 3 Tage waren wir in Wien 2 in Belgrad und mehrere Tage in Athen. Es war alles sehr interessant. Besonders in Athen. Leider herrscht dort ein großes Elend unter der griechischen Bevölkerung. Täglich sterben viele Kinder und
Erwachsene den Hungertod. Für uns Deutsche ist das ja kaum glaubbar.
Durch Ihre Zeitungsausschnitte bin ich ja jetzt reichlich orientiert über das Kölner Konzertleben. Vielen Dank dafür.
Ich habe einen Kameraden bei mir, ein Pianist von Beruf, dabei ein leidenschaftlicher Briefmarkensammler. Wir verstehen uns sehr gut.
In Athen waren wir in einer Apotheke und kauften Zahnpasta. Im Laufe des Gespräches kamen wir mit dem Apotheker auf Marken zu sprechen. Und was denken Sie er schenkte uns eine Zigarrenkiste voll die er so täglich durch die eingehende Post erhält. Dadurch habe ich nun auch wieder etwas Sammellust bekommen.
Sammelten Sie nicht auch welche, ich meine, Sie hätten mir mal so was gesagt. Jedenfalls werde ich sehen, daß ich hier noch welche bekomme. Man kommt ja jedenfalls billiger dran, als in Deutschland.
Sonst kann man hier nichts kaufen, weil alles zu teuer ist. Es ist hier eine Inflation gewesen. Nun sind die Preise auch sehr hoch da kann man in einer halben Stunde seine ganze wöchentliche Löhnung ausgeben. Eine Apfelsine kostet z.B. 1,00 M.
Nun grüße ich Sie sowie Ihre lieben Eltern
Ihr Jup Meurer
Wenn ich nicht irre, feiern Sie auch in diesen Tagen Ihren Namenstag, nehmen Sie auch meine herzlichsten Glückwünsche entgegen.