Werner Schäfer an Kaplan Stiesch, 8. Mai 1942

Aachen, den 8.5.42

Werter Herr Kaplan!

Nun bin ich schon über 3 Wochen Soldat. Damals, als ich Abschied nehmen wollte, waren Sie krank, und ich wurde nicht zugelassen. Jetzt liege ich im Lazarett, wie Sie sicher schon wissen. Ich habe Scharlach, und das dauert sehr lange, bis man da wieder auf freien Fuss kommt. Schlimm bin ich nicht krank, Sie brauchen also nicht um mich besorgt zu sein. Das Leben wird einem so angenehm wie möglich gemacht, doch ist es oft sehr langweilig hier. Ich hätte ja genug Briefe zu schreiben, doch dies wird auf die Dauer zu anstrengend. So liege ich denn die meiste Zeit hier und träume von Vergangenem und Zukünftigem Die Leute hier im Saal sind ja ganz ordentlich, aber unterhalten kann man sich nicht viel mit ihnen. Jetzt muss ich bald Schluss machen. Gleich ist Visite,

und dann muss alles aufgeräumt sein.

Seien Sie nun vielmals gegrüsst

Ihr Werner Schäfer