Hans Eiermann an Kaplan Stiesch, 12. Juli 1942
Russland, den 12. 7. 42
Hochwürden!
Zuvor Ihnen einen frohen Gruß. Endlich nach wochenlangem umhergondeln durch die Heimat und Russlands weitem Raum, haben wir mitten im Sumpfgelände Ruhestellung bezogen.
Euch hat seit meiner Abwesenheit viel Neues ereilt. Täglich werde ich an Franzens Tod erinnert. Viele leuchtende Birkenkreuze von jungen gefallenen Kameraden bezeichnen das Feld. Heute ist Sonntag. Dienst wie sonst auch. Einer stampft neben mir im Wasser. Es quabbt und quitscht. Er erzählt von Daheim. Wohin mögen seine Gedanken schweifen?
So groß dieses Land hier ist, so reich an Erleben. Der alte Soldat lehrt uns trockene Zelte bauen. Kurz, die Umgebung ist ihm so vertraut, daß
er sich bei Tag und Nacht zurechtfindet. Sein Tun sollen wir hier lernen nachzuahmen, sowohl im Kampf als auch in der offenen Bewegung. Auch ans Baden ist hier gedacht worden, gestern wurden wir mit einem Sarma (Schwitzbad ähnlicher Badeort) bekannt gemacht. Eine Blockhaushütte, darin unter Feuer aufgestapelte Steine. Darauf wird Wasser gegossen. Dampf und Hitze treiben Schweiß. Dies geschieht solange, bis der Körper sozusagen in Schweiß gebadet die Hütte verlässt.
Mögen meine Zeilen Sie gesund erreichen. Heil und Gruß Ihnen u. den Kameraden
Ihr Hans Eiermann.