Jochen Soddemann an Rudolf Stiesch, 15. Juli 1942
Holland, am 15. Juli 42.
+Rudolf!
Für Deinen Brief hab herzlichen Dank. Indes habe ich dieser Tage Hans W. einen längeren Brief für die Jungführer unserer Pfarre geschickt, ich lege doch großen Wert darauf, mit den Kerlen vor Hans Weggang Verbindung zu bekommen.
Hoffentlich bedeuten die Tage der Sommerferien auch für Eure Arbeit ein neues Atemholen und Kraftschöpfen. Glückauf zu neuem Tun!
Mein stilles Urteil über unseren neuen Erzbischof muß ich Tag für Tag nach all dem Guten, das ich von Daheim höre, ändern: Gestern bekam ich einen recht feinen Brief an alle Theol. von ihm, der mich doch recht froh gemacht. Und die Herzen unserer Jungen und Mädchen weiß er so fein zu finden. – Auch Hans Schrieb hat mir recht viel Freude gemacht, wenn ich auch manchen, wie Werner Niederwipper und Rudi Conin vermisst habe. –
Unsere Rekruten haben mächtig Pech, und wir da-
durch äußerst Glück gehabt. Der Dienstbetrieb läuft doch jetzt etwas ruhiger. Jeden Morgen finde ich eine bis zwei Stunden Zeit zum Lesen, wenn’s endlich einmal ruhig, auch zu stiller Besinnung. Dann schaut’s bei Dir wohl so aus wie Du’s auf dem beigelegten Bildchen findest. Seit einem Jahr mühen wir uns darum, endlich einmal eine Feldmesse in unserer Kompanie zu feiern. Wenn alles gutgeht, klappts am kommenden Samstagabend, eine rechte Vigilfeier. Hoffentlich werden auch Beten und Singen recht echt, was an uns liegt, soll geschehen.
Von daheim höre ich, daß Kapl. Fröhlich krank sei. Sag ihm bitte meine herzlichsten Wünsche und Grüße, daß er bald wieder wohlauf sei.
Auch Du leb wohl Dein Jochen.