Josef Kreuser an Kaplan Stiesch, 19. Juli 1942
19.7. 42
Sehr geehrter Herr Kapl. Stiesch.
Dank für Ihren Brief vom 7. Juli. Mir geht es soweit noch gut und fühle mich gesund. Ich hoffe, dass Ihre Mandelentzündung inzwischen nachgelassen hat und Sie wieder gesund sind. Heute hätte ich so gerne den Heiland in der kleinen Diaspora Kirche beim hl. Messopfer besucht, aber leider hat man mir den Urlaub gestrichen. Den Grund hat man mir nicht gesagt, aber ich kann es mir schon denken weshalb man mir den Schabernack gespielt hat. Ein Langer darf sich da nichts drauß machen im Gegenteil „stur sein“. Aber bei nächster Gelegenheit wird das vorgenommene prompt nachgeholt. Über Ihre seltsame Bekanntschaft mit der Gestapo war ich sehr erstaunt. Es wird Sie wol jemand angeklatscht haben. Hoffentlich hat man Ihnen nicht allzu große Unannehmlichkeiten gemacht. Ich hätte schon Gelegenheit hier in Berlin einer Oper, Schauspiel oder desgl. beizuwohnen, wenn man sich nicht 1 Woche vorher um die Eintrittskarte zu bemühen
brauchte. Man weist ja nicht ob man für den
kommenden Samstag Sonntag Urlaub bekommt. Trotzdem habe ich mir schon verschiedene Sehenswürdigkeiten angesehen. Wie es mit meinem Urlaub bestellt ist, fragen Sie. Vorläufig ist noch nicht daran zu denken; aber ich hoffe trotz allem in diesem Jahre noch nach Hause fahren zu können. Von den beiden gefallenen Kameraden kenne ich „Höschler“ von meiner Schulzeit her.
Nun hat unserm Hans seine letzte Stunde, wie man so sagt, auch geschlagen. Er schrieb mir, dass er zu den Funkern eingezogen wird. Haben Sie inzwischen noch nichts erfahren! Was sagen sie zu dem Rundbrief von Hans? Er ist ziemlich lang ausgefallen und mich hat er sehr begeistert, besonders der Bericht von der Bischofsweihe. Schade, dass man nicht dabei sein konnte. Man muß halt auf so manches verzichten beim Baras.
In der Hoffnung, Sie in d. Jahre noch wiederzusehen grüße ich Sie und Ihre lb. Eltern recht herzlich als Ihr Bruder in Christus
Josef Kreuser