Peter Haas an Kaplan Stiesch, 20. Juli 1942
Krosno, 20.7.42
Hochwürden!
Heute, am ersten Sonntag im Polenland, sende ich Ihnen einen frohen Gruß. Wir sind hier in eine einigermaßen schöne Gegend geraten. Das Volk ist zwar zum größten Teil sehr schmutzig und faul, aber damit kommen wir selten zusammen. Mich haben sie wieder in einen bl. Anzug gesteckt und muß ich hier an einem Lehrgang als Flugzeugmotorenschlosser teilnehmen. Das ist zwar nicht mein Schwarm, aber wer will sich als Soldat dagegen wehren. Man fühlt sich regelrecht wie ein Ball, der nach jedermanns Launen hüpfen muß. Das Einzigste, was Unsereins als Soldat vermisst ist ja die Freiheit. Es wird mir wohl jeder nachfühlen können wie sehr ich die Fahrten vermisse, besonders die Großfahrten die mich jährlich in die schönsten Teile unseres Landes führten. Aber schließlich leiden ja alle, die in der Schar waren, und Soldat sind, darunter. Etwas ist doch trotzdem noch vorhanden und das ist die Erinnerung. Ich möchte wohl jedem raten, die Zeit bis zu seiner Einberufung gründlich auszunutzen damit er nachher lange daran zehren kann. Besonders wenn einer, wie ich in der Rekrutenzeit, in 12 Wochen 4 mal für ein paar Stunden rauskommt. Dann fühlt man sich wohl recht, wenn man sich mal gründlich in Erinnerungen stürzen kann. Seitdem ich Soldat bin, habe ich auch erkannt, wie gut es tut, wenn mal ein Brief von dem einen oder anderen eintrifft, sei es auch nur ein Gruß. Früher dachte ich auch schon, was derjenige wohl mit meinem Gruß anfangen mochte. Doch bin ich jetzt auf eine andere Ansicht gestoßen. Hubert schrieb mir
zuletzt einen Gruß aus Swinemünde. Es war auch nur ein Gruß. Aber dieser Gruß hat in mir wieder meine bisher schönste Fahrt wachgerufen, die mich nach Ostpreußen führte. Jede Einzelheit, die ich in Swinemünde sah, die Fischerboote, die erste Zeltnacht, den ersten Sprung in die Ostsee und dann die herrliche Überfahrt nach Ostpreußen. Dann ist man in der richtigen Stimmung, und beim Dienst lacht man, wenn der Korporal einen mal gründlich vornimmt. Natürlich darf er das nicht sehen. Sonst ist man immer im Nachteil.
Für heute will ich nun schließen in der Hoffnung, bald noch mal etwas aus dem Jungenleben der Pfarre zu hören.
Es grüßt Sie und die Kameraden recht froh.Peter.
Meine jetzige Anschrift.
Flg. P. Haas
1./Fl. Techn. Schule 4
Krosno üb. Krakau II