Hans Meiers an Kaplan Stiesch, 23. Juli 1942
Diedenhofen, 23. VII.42
Sehr geehrter Herr Kaplan.
Ihren Brief vom 21. VII habe ich heute morgen dankend erhalten. Sie wunderten sich, daß ich so schnell antworte. Wir haben ja den ganzen Tag Zeit zum Schreiben, lesen u.s.w., da wird eben jeder Brief am selben Tag noch beantwortet.
In ihrem Brief schreiben Sie, daß Sie wegen dem Heimabend des Herrn Kaplan Küppers wieder zur Gestapo mussten. Der Staat ist aber schnell mit der Einziehung von Sicherungsgeldern. Ein ähnlicher Fall war es doch mal bei einem Jugendseelsorger von Köln (im Augenblick ist mir der Namen entfallen). Hoffentlich bekommen Sie das Geld überhaupt noch mal wieder.
Peter Pehl ist meines Erachtens aber schnell nach Russland gekommen. Er wurde noch nach mmir eingezogen. Hans Werres schrieb mir vor einigen Tagen, daß er heute, Donnerstag, einberufen würde. Anfangs wird er sich schwer umgewöhnen müssen. Hat er sein Abitur, oder ist er einfach von der Schule genommen worden. Ich bin ja auch zur Luftnachrichtentruppe gemustert, habe mich allerdings dazu gemeldet, da ich zwei Funkscheine habe.
Mit meinem Bein geht es langsam wieder besser. Heute morgen ist die Schiene entfernt worden. So habe ich wenigstens etwas mehr Bewegungsfreiheit. Ich habe nur Angst, daß die Entzündung weitergehen kann. Hoffen wir das Beste. Anbei schicke ich Ihnen ein Bildchen von unserer Pfarrkirche. Leider hat
einer mit seinen genagelten Schuhen auf dem Negativ herumgetreten. So ist auch der Abzug ganz verkratzt.
Dann noch eins. In unserem Lager in Hettingen traf ich einen Dekanatshelfer aus Köln, der auch den Willi Stupp sehr gut kannte. Willi Stang heißt er, vielleicht kennen Sie ihn auch.
Augenblicklich haben wir hier ein ganz miserables Herbstwetter. Jede 5 Minuten regnet es.
Während ich diese Worte schreibe, ertönt gerade die Sirene. Der 1. Alarm, den ich im Lazarett verlebe. Kaum sind einige Minuten vergangen, ist schon wieder Entwarnung. Sonst werden wir nicht von den Engländern belästigt.
Sonst wüsste ich nichts Neues mehr.
Herzlichen Gruß Ihr Hans Meiers