Kaplan Stiesch an Hans Werres, 8. August 1942

Rudolf Stiesch   Köln Bickendorf   Schlehdornweg 1

8. August 1942

Hans!

Für Deinen ersten Grusz aus Deiner neuen Umgebung danke ich herzlich. Und was für eine feine Karte Du besorgt hast! Die war ja eigentlich viel zu schade für mich. Jetzt kommt die Arbeit hier wieder ziemlich in Flusz. Aber überall merke ich dasz Du fehlst. Für die Visiten-karte junger Kirche muss ich jetzt selber sorgen und ich hänge immer den Wochenplan aus. Hoffentlich wird dadurch die ganze Arbeit planmässiger. Aber eben nur in Schreibmaschi-nenschrift und nicht in Alfred Riedelmanier. Bei den Mädchen hängt immer noch der letzte Spruch, sie scheinen also noch ein wesentlich neues worden sein.

Gestern abend hatten wir zur Vorbereitung auf die Gem hl Kommunion deutsche Komplet mit Einführung in die Liturgie des Sonntags. 28 Mann waren da, ich bin aber auch

zu vielen ei-gens hingegangen und hoffe, dasz sie jetzt auch in der Woche eifriger kommen. Nachher waren wir bei den Mädchen, wo Kaplan Fröhlich den Benedicite Stehfilm zeigte. Die Jungen machten solch einen Krach, dasz er sie wieder heraus warf. Erst haben wir etwas zugesehen. Das kommt davon. Nun war es allerdings auch zu eng in der Bücherei für alle die vielen Menschen. Aber wir hatten eben beide nicht geahnt, dasz so viel Jungen und Mädchen kommen würden.

In der Obergruppe habe ich mit einer Darstellung des Lebens des hl Paulus begonnen und hoffe so den Christus Jahresplan vorzubereiten und die Jungen zur Schriftlesung zu führen. Gott gibt uns hoffentlich das Gelingen des begonnenen Werkes.

Sonntag war ich Köln, wo das 5. Kind meiner Schwester getauft wurde und so meine onkelhaften Gefühle eine erhebliche Steigerung erfuhren. Es war ein schöner Tag und das Zusammenspiel mit Josef Müller macht wahre Freude. Du hast ja die ersten inkunabelhaften Anfänge erlebt. Sei herzlich gegrüsst und schreib mal dann und wann eine Postkarte, Du wirst ja tüchtig angespannt werden, so dasz zu mehr die Zeit fehlt.