Kaplan Stiesch an Karl Heinz Fröhlich, 12. August 1942
Rudolf Stiesch Köln Bickendorf Schlehdornweg 1
12. August 1942
Sehr geehrter Herr Karl Heinz Fröhlich!
Für Ihre Zeilen danke ich Ihnen von Herzen. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Es ist ja ein etwas ungewöhnlicher Weg, erst einen schriftlichen und dann einen mündlichen Grusz auszutauschen. Aber schon manchmal bin ich ihn gegangen, so mit manchen der vielen Söhne der Familie Kreuser, mit Werner Niederwipper, Eugen Lingohr und anderen. – Die Stadt Lemgo hat für mich ein familiengeschichtliches Interesse. Dort ist nämlich im Jahre 1764 - Sie werden lachen – einer meiner Urururgroszväter geboren worden. Als damals das Ariergesetz kam interessierte ich mich auch ein wenig dafür und habe mal einige Urkunden gesammelt. Man erlebt dabei manche schöne Finderfreude. In Kaiserswerth war ich zudem an einer alten Pfarre Kaplan und habe unendlich viele Urkunden dieser Art ausgestellt. Es war schon ein interessantes Kapitel. Wie vielen Menschen konnte man da einen Gefallen tun! Ich verdanke diesen Zusammenhängen eine Freundschaft mit einem Düsseldorfer Pianisten die ich nicht gerne missen möchte. Das war so ein natürlicher Anknüpfungspunkt von allgemeinem Interesse. Sogar entfernte Verwandte in Düsseldorf habe ich festgestellt, von denen wir nichts wuszten.
Letzten Sonntag war ich mit Hans Kreuser zusammen im Rembrandtfilm. Ich muss gestehen, dasz er mich auf der ganzen Lienie enttäuscht hat. Von einer Hinführung zum Werke Rembrandts war kaum eine Spur zu merken. Was man überhaupt an Bildern sah, waren miserable Kopien. Und das Biographische war doch so vergröbert, dasz es mir mehr wie eine Blasphemie des Meisters vorkam als eine Huldigung.
Für den Hans Kreuser war wohl die Wochenschau ein Erlebnis, weil Bilder vom Besuch des Duce im Lazarett in Derna zu sehen waren. Hier hat er selbst vor Monaten seine Ruhr heilen wollen. Bis heute ist es noch nicht ganz gelungen.
Ich glaube, dasz manche Themen dem filmischen Bereich doch wesensfremd sind. Auch überzeugende religiöse Szenen zB erlebt man fast nie. Am Besten soll in dieser Hinsicht noch San Franzisko gewesen sein, ich habe ihn leider nicht gesehen.
Einen starken Eindruck hatte ich kürzlich wohl auf dem Theater: Romeo und Kabale. Ich hätte nie geglaubt, dasz diese klassischen Stücke die einem auf der Penne doch manches Kopfzerbrechen gemacht haben, noch so frisch und bühnenwirksam sein könnten. Ich jedenfalls war in innerster Seele ergriffen. Und schauspielerisch waren die Leistungen doch hoch.
In der Pfarrjugend beginne ich mit einer Darstellung des Lebens des hl Paulus. Die Jungen tun interessiert mit, besser als zu hoffen ich gewagt hatte. Das Buch von Holzner ist ordentlich lebendig und überzeugend geschrieben und gibt mir manchen Fingerzeig.
Und wie geht es Ihnen? Hubert Gülden war auch in Dortmund bei der Artillerie. Nun ist er schon weit im Osten wie so viele unserer besten.
Mit den Wünschen eines baldigen persönlichen Kennenlernens bin ich Ihr