Hans Werres an Kaplan Stiesch, 13. August 1942
O. U. den 13. August 1942
Lieber Herr Kaplan!
Ihnen und den Kameraden aus der jungen Kirche einen frohen Gruß aus meinem neuen Quartier. Meine Versetzung zur Feldtruppe kam so plötzlich und unerwartet, dass ich noch nicht einmal meine Eltern früh genug benachrichtigen konnte. So werdet ihr wohl mir vergeblich geantwortet haben, d.h. die Post werdet ihr zurückerhalten haben.
In Münster wie hier haben wir Rekruten straffen Dienst. Die Zeit ist äußerst beschränkt; man setzt viel voraus bei uns, um uns möglichst bald als fertige Soldaten zur Verfügung zu haben. Nur haben wir hier bei der Feldtruppe manches erleichtert und vergünstigt. Ich hoffe z.B., dass ich hier am Ort jetzt öfters einmal sonntags wieder zur Kirche kann. Sie ist kaum 50 Schritt entfernt. Schon vom ersten Tag an schaute ihr Turm mahnend zum Fenster herein.
Für heute nur diesen kurzen Gruß. Was macht ihr nun? Wenn ihr Lesestoff schicken wollt, so bin ich für Novellen, Erzählungen u.s.w. guten Inhaltes aus Reclam dankbar. Ihr dürft nämlich nur 100 gr Päckchen schicken. (Können Sie mir Herr Kpl. Hans Kux Adresse u. Aufenthalt ausfindig machen? Ich vermeinte sein Gesicht einmal hier gesehen zu haben. Euch allen frohen Grußeuer
Hans