Kaplan Stiesch an Theodor Buiting , 17. August 1942

Rudolf Stiesch Köln Bickendorf Schlehdornweg 1

17. August 1942

Lieber Theo!

Für Deinen Brief und die beiden schönen Bildchen danke ich von Herzen. Es ist ja erstaunlich, wie scharf man uns und zugleich den Hintergrund erkennen kann. Wenn es möglich wäre, hätte ich gern für die beiden Mädchen noch je ein Bild von beiden Sorten, im ganzen vier. Die Urkosten schicke ich Dir gern in Freimarken zu dh wenn es Dir keine Molesten macht.

Das Dein Dienst jetzt unangenehmer ist, ist ja bedauerlich. Hoffentlich bekommst Du noch mal das Schlaraffenleben der Vorzeit. Und der Wannsee und die Märkische Heide tun es Dir an. Dort paddelt jetzt auch immer ein Junge aus Bickendorf namens Heinz Adams herum, der in Berlin auf der Postfunkschule ist. Ich habe ihm Deine Adresse geschrieben, damit er Dich vielleicht einmal erreichen kann. Er ist ein rechter und echter Kerl.

Seine genaue Anschrift lautet Postinspektoranwärter (Funk) Heinz Adams Berlin C 2 Postamt C 25 Funklehrgang. Es wäre ja doch möglich, dasz Ihr beiden Euch mal in der Millionenstadt kennen lerntet

Und mit der Oper und dem Theater hat es jetzt seine Schwierigkeiten?! Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern! Aber Dich doch vielleicht, wo Du so mit ganzer Seele dabei warst.

Vorigen Sonntag war ich in Düsseldorf zur Taufe eines Neffen. Es war das ein sehr schöne Taufe. Die Taufe wurde mit der gehörigen Feierlichkeit und Würde gespendet. Leider wird dies wichtige Sakrament ja meist etwas nebensächlich behandelt. Die Zerstörungen in Düsseldorf sind in einigen Vierteln ja auch ziemlich schlimm aber im ganzen doch nicht so umfangreich wie hier die in Köln.

In der Pfarrjugend bespreche ich jetzt das Leben des hl. Paulus. Ich freue mich über das Interesse der Jungen. Dies Leben ist ja nun auch in vielen Partien dramatisch und spannend wie eine Odyssee!

Nun sei herzlich gegrüßtDein