Kaplan Stiesch an Hans Kux, 17. August 1942
Rudolf Stiesch Köln Bickendorf Schlehdornweg 1
17. August 1942
Hans!
Von Dir hört man ja gar nichts mehr! Hans Werres fragte nach Dir. Er ist seit einigen Wochen eingezogen und meinte Dich gesehen zu haben, vielleicht ist es möglich. Seine Anschrift lautet: Soldat Hans Werres F Nr 30 452 C. Das wäre ja schön, wenn Ihr Euch mal wieder-sehen würdet.
Und wie geht es Dir? Stehst Du noch mit Rudi Conin in Briefwechsel. Rudi hat bei der Ge-dächtnisstunde für Franz Ley sehr schön und männlich gesprochen. Ich bin ordentlich stolz auf die Kerle, was die alle tüchtig geworden sind.
Hier in der Pfarrjugend hat die Winterarbeit schon eingesetzt und bis jetzt bin ich ganz zu-frieden. In der Obergruppe spreche ich das Leben des hl Paulus durch. Es ist das ja spannend wie ein Roman, wie eine Irrfahrt. Georg Schomer und
Joseph Bongartz sind zur Zeit in Urlaub. Mit Hans Kreuser war ich letzten Sonntag im Rembrandtfilm, kann aber nur davor warnen. Man bekam kaum einen Zugang zu dem Werk dieses groszen Malers und die Le-bensskizze machte einen recht oberflächlichen Eindruck. – Wohl waren für Hans Kreuser einige Bilder der Wochenschau interessant weil Bilder von Derna zu sehen waren, wo er im Lazarett gewesen ist. Er kannte die Zimmer, in denen der Duce die Verwundeten besuchte genau wieder.
Dein kleiner Bruder ist ein eifriges Kerlchen. Er kommt häufiger und fragt, ob ich Arbeit für ihn hätte. Dann gebe ich ihm Einladungen für die Heimabende oder die Gemeinschaftskom-munion und er trägt sie sorgfältig aus. Heute morgen war er auch wieder da und bei der Ge-legenheit habe ich Deine Adresse erfragt. Also schreib uns bald mal eine Postkarte und schreib uns wie es Dir geht! Wir freuen uns immer, etwas von Euch zu hören. Peter Pehl, Hans Eiermann und Hubert Gülden sind schon weit im Osten.
In steter Treue Dein