Kaplan Stiesch an Hans Werres, 17. August 1942

Rudolf Stiesch   Köln Bickendorff   Schlehdornweg

17. August 1942

Hans!

Unsere Briefe scheinen sich immer kreuzen zu wollen. Das Gesicht von Hans Kux scheint doch wohl eine Fata morgana gewesen zu sein. Er ist nämlich im Westen und hat folgende Anschrift: Soldat Hans Kux 30 452 D. – Willst Du ihm Dein Gesicht mal schreiben. Vielleicht hatte es doch einen tieferen Sinn. Du kennst ja sicher den schönen Bericht aus der heiligen Schrift, wie der hl Paulus im Traum den Mazedonier der ihm zuwinkt und bittet, er möchte kommen. Dies Traumgesicht gab dem hl Paulus ja die Veranlassung, die Mission in Europa zu beginnen. Sonst wären wir vielleicht noch Wotansheiden! Ich erinnere mich genau der Stunde als der Professor Vogels einmal von solchen Gesichten und Träumen der hl Ge-schichte sprach und fragte: Gibt es einen

Traum, der nicht von Gott kommt? Das machte auf mich damals einen sehr tiefen Eindruck.

Um Lesestoff will ich mich bemühen. Im Augenblick habe ich nur das beiliegende Heftchen da. Leider weisz ich nicht mehr, wie es inhaltlich war. Ich habe es als Primaner gelesen. Hof-fentlich interessiert es Dich.

In der Mittelgruppe stellten wir uns letzte Woche das Thema Klöster Mönche Orden. Es war schon anregend, grade weil diese Fragen heute so umstritten sind. Kaplan Fröhlich hat übri-gens gestern sehr fein über ein verwandtes Thema gesprochen über das tätige und be-schauliche Leben im Anschluss an das Evangelium von der Martha und der Maria.

Ich hatte vom Pastor dazu das schöne Buch geliehen von Vogler Soldat und Mönch. Du kennst es sicher. Noch schöner wäre es wenn den jungen einmal das Erlebnis des klassi-schen Lebensstiles von Maria Laach gegeben werden könnte. Wir müssten in besseren Ta-gen einmal hinfahren und da mal Tage der Besinnung erleben. Stets Dein