Kaplan Stiesch an Ernst Jacobs, 18. August 1942
Rudolf Stiesch Köln Bickendorf Schlehdornweg 1
18. August 1942
Ernst!
Von Dir hört man ja überhaupt nichts mehr! Schreib uns doch mal einen kurzen Gruss, damit wir wenigstens wissen wie es Dir geht! Hier ist soweit alles in Ordnung. In der Obergruppe besprechen wir das Leben des hl Paulus und ich freu ich, wie viel Interesse die Jungen diesem Thema entgegenbringen. Es sind das ja auch spannende Dinge zu hören wie er das Wagnis dieser gewaltigen Reisen im Altertum auf sich nimmt. Selbst heute, wenn man Auto und Eisenbahn zur Verfügung hat, sind nach den Schilderungen der Fachleute diese Reisen immer noch eine Tortur.
Zur Zeit lernen wir ein Lied, das Franz Ley gedichtet hat und dessen Melodie von Karl Heinz Hodes stammt. Der Beginn: Der Schlachtenlenker ist der Herr + des Himmels und der Erde + für ihn zu kämpfen bringt gross Ehr + dass neu
die Welt jetzt werde + und Gottes Rüstung ziehn wir an + und greifen fest zum Schwert + wir folgen ihm ins Feld sodann + ihm unser Leib gehört.
Gefällt es Dir? Mir sehr gut, fast so gut wie die Lohmannlieder des Kirchenliedes.
Und dann hoffe ich, dasz es jetzt gelingt die deutsche Komplet durchzusetzen. Samstags abends geht immer eine ganz nette Zahl in die Krypta von Kapitol. Ich hoffe, dasz wir sie vor der nächsten Gemeinschaftskommunion singen werden.
Die älteste Gruppe ist jetzt fast ganz eingezogen. Manche sind schon weit im Osten wie zB der Peter Pehl, der Hans Eiermann, der Hubert Gülden, der Gerhard Erren. Willi Winterscheidt ist ja schon lange da. Er schreibt immer schöne Briefe, die ich auch den Messdienern vorgelesen habe. Die meisten kennen ihn noch von früher her.
Nun sei herzlich gegrüsst Dein