Kaplan Stiesch an Ferdinand Deussen, 31. August 1942
Rudolf Stiesch Köln Bickendorf Schlehdornweg 1
31. August 1942
Ferdinand!
Für Deinen ausführlichen Brief recht herzlichen Dank! Das sind ja gute Vorschläge, die Du da machst über Heimatberichte nach dem Vorbild des anderen Kameraden. Geheiratet hat von Thiele der ältere Bruder und ein Niederwipper, ich glaube der Toni. In Urlaub war der Bongartz und der Hans Kreuser. Josef Müller, Josef Kann und Karl Egon Klein sind heute zur vormilitärischen Ausbildung für 3 Wochen weggekommen. In den Jugendstunden sprachen wir unter anderm über Mönche Klöster Orden, ich gab eine geschichtliche Entwicklung von den ersten Einsiedlermönchen über die Franziskaner Dominikaner Benediktiner und die Ritterorden bis zu den Jesuiten und den neueren Erscheinungen. Die Orden werden ja vielfach bekämpft und ich suchte die Angriffe richtig zu stellen. Vieles beruht ja auf Missverständnissen, oder weil die Dinge des Glaubens der Glaubenslose ohnehin missverstehen muss.
Dann las ich aus der Wacht eine schöne Erzählung die den Rückweg zum Glauben zeigt, wie ihn ein französischer Offizier geht. Dann über Laurentius, die Katakomben, die Urkiche u. ä. Themen. Kaplan Schenk ist zur Zeit in Urlaub. Gestern erzählte er den Kindern in der Christenlehre von dem Hunger der russischen Kinder.
Ich hoffe, dasz Du ihn später wiederfinden wirst. Du fragst wie es kommt dass ich noch nicht Soldat bin. Das weiss ich selber nicht. Ich habe nichts dazu getan es zu werden oder es nicht zu werden. Immerhin habe ich so manche Arbeiten vollenden können, die sonst hätten liegen bleiben müssen.
Deine Grüsse werde ich heute abend den Jungen der Obergruppe ausrichten, heute abend kommen wir wieder zusammen. Augenblicklich haben wir hier eine ganz anständige Hitze.
Habe ich schon erzählt, dasz Peter Pehl schon verwundet ist? Er hat einen Durchschuss durch die linke Hand. Hand und Finger sind noch gelähmt und er liegt in Reichenbach im Eulengebirge im Lazarett.
Nun wünsche ich Dir alles Gute!
In steter Treue Dein