Kaplan Stiesch an Karl Heinz Hodes, 31. August 1942
Rudolf Stiesch Köln Bickendorf Schlehdornweg 1
31. August 1942
Lieber Karl Heinz!
Für Deine Zeilen herzlichen Dank. Inzwischen ist hier allerhand neues passiert. Peter Pehl ist schon verwundet im Lazarett in Reichenbach im Eulengebirge. Die Arbeit der jungen Pfarre macht – so hoffe ich – Fortschritte. Nächste Wochen wollen wir die deutsche Komplet singen und am Sonntag drauf wird zum ersten Mal in der Kirche der Schlachtenlenker gesungen. Schade dasz Du nicht dabei bist. In allen Gruppen der Jugend und der Messdiener habe ich ihn geübt und ich glaube, dasz jetzt die Zahl derer, die ihn singen können grosz genug ist. Also bei der nächsten Gemeinschaftskommunion bist Du geheimnisvoll virtuell dh der geistigen Kraft nach unter uns zugegen und ich will gern an Dich besonders denken. Sieh nur zu, dasz Du gesund und munter wieder kommst. Wir haben
ja noch grosse Aufgaben vor uns.
Inzwischen musste ich 600 RM auf ein Sperrkonto bezahlen, weil Kaplan Küppers seine Erlebnisse als Dolmetsch in Afrika erzählt hat bei der Pfarrjugend. Dies galt als nicht rein religiöse Betätigung. Wenn bis zum 1 Juli 1944 keine weiteren Verstösse vorliegen, bekomme ich das Geld wieder. Sonst wird es eingezogen.
Ferner habe ich einen tüchtigen Orgelspieler kennengelernt; Dieter Sauret aus Köln Mühlheim. Schüler von Bachem. Er hat hier mehrmal an der Orgel ausgeholfen und auch einiges in Ordnung gebracht. Von Aachen kommt ja kein Mensch, der stimmt und repariert. So ist manches nicht in Ordnung.
Aber immerhin besser als in Rochus, wo sie sich mit dem dünnen Harmonium behelfen müssen.
Herzlichst Dein