Kaplan Stiesch an Konrad Friesenhahn, 16. September 1942

Rudolf Stiesch Köln Bickendorf Schlehdornweg 1

16. Sept 42

Lieber Konrad!

Das fehlt ja noch, dasz Du jetzt nach Afrika kommst! Hoffentlich läuft dies Erlebnis auch gut ab. So einiges habe ich erzählen hören von dort. Die Erzählung von Kaplan Küppers kostete ja sogar 600 RM wie Du wohl gehört hast. Ein anderer erzählte mir etwas als wir im Kino die Wochenschau sahen, wie der Duce Besuche in Lazaretten machte. Auf einmal sah mein Kamerad Bilder von den Lazaretten, in denen er an Ruhr erkrankt gelegen hatte. Für ihn natürlich schon ein Erlebnis.

Aus Kaiserswerth ist wieder einer meiner besten Jungmänner gefallen. Er war genau so alt wie ich 32 Jahre und hatte 1935 als ich anfaing Kplan zu sein, den Johannes in dem Apostelspiel von Max Mell gemacht. Für mich war das eines der ersten schönen groszen Stunden, als dies Stück aufgeführt wurde und wohl gut gespielt wurde. Wie viel Arbeit hatten die Proben gekostet bei einem solchen schwierigen Stück, das silbengetreu genau gesprochen werden muss, damit der Rhythmus der Worte nicht leidet!

Und hier aus der Pfarre sind auch wieder zwei uns entrissen worden, der eine ein richtiger lustiger Kölner, der andre eine echt nordische rassische Erscheinung. Man kann es fast nicht glauben, dasz man diese nie mehr wieder sehen soll.

Anbei ein Heftchen zur Lektüre. Ich habe leider den Inhalt vergessen, so lange ist es her, dasz ich es las. Ich habe aber auch eine ganze Reihe Reclamheftchen angeschafft, darunter sehr feine neue Sachen, die jetzt unter den Soldaten hier zirkulieren.

Du kannst gerne in diesem Zirkel mittun. Ich bitte dann nur, gelegentlich die Hefte mir zurückzuschicken, damit ich sie von hier aus anderen Soldaten weiterschicken kann. Das Wilhelm Busch heftchen hast Du doch sicher schon zu Hause gesehen. Es ist noch eines gedruckt worden und ich fahnde danach, es aufzutreiben. Meist bekommt man ind er Buchhandlung immer nur 4 Stück.

Also nun sei nochmals herzlich gegrüsst von Deinem treuen