Kaplan Stiesch an Josef Kreuser, 16. September 1942
Rudolf Stiesch Köln Bickendorf Schlehdornweg 1
16. September 42
Josef!
Also Du bist versetzt worden! Hoffentlich war die Versetzung zugleich auch eine Verbesserung in der Frage der Verpflegung usw. Inzwischen habe ich von Rudi Conin einen Brief bekommen mit seiner neuen Adresse: Sie lautet: Gefreiter Rudi Conin L 16 212 LGPA Berlin. Er liegt hoch im Norden am Eismeer und schreibt von den Wäldern, den Seen und den Fjorden. Ich lege Dir den Text auch von einem Lied zu, in dem sich das Fernwehfeuer nach den nordischen Landen so schön ausspricht.
Ich lege Dir ein Reclamheftchen zu und hoffe, dasz es Dich interessiert. Schicke es bitte gelegentlich zurück, ich schicke es dann weiter oder schick es an einen andern von uns, so dasz diese Heftchen dann immer weiter zirkulieren. Ich habe eine ganze Reihe gekauft und hoffe, dasz sie Euch gefallen.
Letzten Sonntag war Peter Haas in Urlaub. Er war einige Wochen in Krosno bei Krakau und jetzt ist er als Flugzeugmonteur in Giessen. Den Schlachtenlenker haben wir gesungen, leider klang er noch nicht sehr überzeugend. Diejenigen, die ihn können waren nicht da und die da waren konnten ihn nur halb. Man kann gar nicht genug an der Singerei tun. Und welch grosse Aufgaben sind da vor uns, wenn wir zB das Kirchenlied als festen Besitz haben wollen und dann die Speierer Domfestmesse und die deutsche Komplet.
Vielleicht schreibst Du auch mal, ob Dir die Heftchen gefallen und was Dir missfällt. In dem Benzheftchen wirst Du ja merken, dasz der Verfasser offenbar protestantischer Herkunft ist aber auch nicht mehr gläubig. Aber das eine oder andere
interessiert einen ja doch, weil man es doch mit einem ernst zu nehmenden Mann zu tun hat.
Sonst ist hier wohl nicht viel Neues passiert. Dass wir zwei unserer besten Kameraden verloren haben, wirst Du ja schon gehört haben: Den Rudolf Silckeroth und den Harald Breuning. Beide wieder echte treue Kerle, die uns unersetzlich bleiben werden. Pater Breuning hat eben die Exequien für seinen Bruder selbst gehalten. Der Herr Pastor und ich haben ministriert. Am Freitag morgen sind die Exequien für Rudolf Silckeroth. Sie sollen ruhen in Gottes hl. Frieden.
Nun verbleibe ich in steter Treue Dein