Kaplan Stiesch an Werner Stoffel, 16. September 1942
Rudolf Stiesch Köln Bickendorf Schlehdornweg 1
16. Sept 42
Lieber Werner!
Das ist ja eine schlimme Nachricht von Deinem Gehörleiden in dem letzten Brief. Ich habe bei Deinem letzten Besuch in Köln nichts davon gemerkt und wir haben uns doch lange unterhalten. Hoffentlich verschlimmert sich die Sache nicht noch mehr. Das wäre ja doch eine schwere Belastung. Ich kann nur immer mit innerster Erschütterung den Bericht lesen, wie Beethoven zB unter der Ertaubung gelitten hat. Nun hatte er das Glück noch, die musikalische Welt in sich zu tragen auch ohne die Aufnahme der Töne von aussen her. Aber ein schweres Kreuz ist es doch auf jeden Fall.
Sorge, dasz die Preussen Dir eine entsprechende Rente geben. Das hast Du nun doch verdient.
Inzwischen habe ich mal wieder mit Grippe ein paar Tage zu Bett gelegne. Jetzt geht es wieder einigermassen.
Und die besten der jungen Männer fallen hier und aus der früheren Pfarre in Kaiserswerth. Diese Lücken werden wir einmal sehr fühlbar spüren. Mit einer ganzen Anzahl von Soldaten stehe ich in Briefwechsel. Es nimmt das zwar viel Zeit in Anspruch aber es lohnt sich und die schönen Briefe so mancher Soldaten erfreuen einen auch sehr.
Nun sei herzlich gegrüsst und gute Besserung!
Dein