Kaplan Stiesch an Josef Rick, 18. September 1942

Rudolf Stiesch   Köln Bickendorf   Schlehdornweg 1

18. September 1942

Lieber Herr Rick!

Für Ihre Zeilen meinen allerherzlichsten Dank. Ich habe mich wirklich darüber gefreut. Gern werde ich Ihnen öfter vom leben hier in der Pfarre berichten auch wenn Sie bei Ihrem ange-strengten Dienst nur kurz antworten können.

Anfang August war ich mit Hans Kreuser in dem Rembrandtfilm und war mal wieder tüchtig enttäuscht. Es scheint, dasz das eigentlich geistig künstlerische wie auch das Religiöse nicht Domäne des Filmes werden kann. Von einer Einführung zum Werke Rembrandts war kaum ein Hauch zu spüren und die wenigen Bilder sah man in betrüblich schlechten Kopien. Das ganze machte einen oberflächlichen und unehrfürchtigen Eindruck.

Am besten scheinen noch immer die, eigentlich

propagandistischen Filme zu gelingen wie der Ohm Krüger und Friesennot.

Für den Hans Kreuser war die Wochenschau sehenswert: Der Duce machte Besuche bei Verwundeten in Afrika, plötzlich kamen Bilder von Lazarettzimmern in Afrika in Derna, in de-nen Hans Kreuser selbst mit der Ruhr behaftet gelegen hatte. Das muss ja schon ein eigen-artiges Gefühl sein, so etwas zu sehen.

Viel Freude erlebe ich im Zusammenspiel mit einem Jungen der Pfarre bei Werken von Hän-del und Mozart für Violine und Klavier. Noch schöner ist es natürlich, wenn der Herr Lohr und der Herr Engelskirchen zusammenspielen, die beide in ihrem Fach schon kleine Meister sind. Der Herr Lohr ist Mitglied des städt. Orchesters. Übrigens ein lustiger Kerl, der alles so eigentümlich umschreibt: zB tu mir etwas Wurst aufs Butterbrot tu mir eine Scheibe totes Tier aufs Butterbrot. Gebürtiger Bonner. Ich sagte ihm, das sei ja ein feiner Beruf, so Geiger sein zu könne. Er meinte darauf, das beste Handwerk tauge nicht, wenn es in Berug (Beruf) ausarte.