Rudi Conin an Kaplan Stiesch, 4. Oktober 1942

den 4.10.42.

Hochwürden!

Heute finde ich Zeit Ihnen für den Brief wie für den Lesestoff zu danken. Es ist mir leider nicht möglich, das Heft schon zurückzureidchen, denn bisher hatte ich noch keine Zeit bezw. nicht die nötige Ruhe zum Lesen. Ich glaube, dass Sie mir es noch 1 oder 2 Wochen überlassen können. Ich werde mich allerdings bemühen Ihnen das Heft sobald als möglich zurückzusenden, denn die Kameraden warten ja ebenfalls darauf.

Dann möchte ich Ihnen danken für Ihren Bericht aus der Heimat. Er brachte mir Erfreuliches aber leider auch wieder sehr unschöne Nachricht. Wieder sind es die besten Kameraden die Ihren Einsatz mit dem Leben verbüßten, Kerle mit denen wir so viele Abende, ja nicht nur Abende, ja ganze Zeiten gestalteten.

Dieser Tage sandte mir Otto ein Heft von Binding: Freiheit und Vaterland. 2 Worte, 2 Begriffe die uns heilig, möchte ich sagen, ja heilig sind. „Freiheit und Vaterland“ – wer diese Worte im Munde führen darf, muß für sie sterben können. Ja, ist es nicht in dem heutigen Kampf auch unsere Pflicht, Pflicht eines jeden Christen, sich selbst ganz einzusetzen, denn in dem Kampf ums Vaterland geht es auch um das Reich des Herrn in unserem Land. Wie schrieb doch ein kerl einmal: den Dienst jetzt voll und ganz zu erfüllen, das ist wahrer Gottesdienst.“

Dieser Satz trifft natürlich auch für die Kerle in der

Heimat zu, denn sie haben ja auch ihre Aufgabe, ihren Dienst. Da freut es einen dann, dass die Arbeit immer weitergeht und das Feuer nie erlischt. Leider haben wir ja auch dabei Ausfälle und leider auch Kerle, die einmal aufleuchten, dann aber wieder erlöschen.

Hochwürden! Den Brief musste ich eben unterbrechen. Der Soldatensender brachte eine besinnliche Stunde: Christoph Rilke. Wie begrüßt man solch eine Sendung, wenn man sonst nur immer die allgemein beliebte Jazz- und Tanzmusik hört. Ja, wie geistig leer und träge wird man und dies zu verhindern, wie schwer ist das. Die Stimmung und der Krach in der Bude, lassen eine rechte Konzentration nicht zu und damit ist doch fast alles umsonst. Zum Lesen d.h. zum vernünftigen Lesen findet man ja kaum Zeit. Deswegen ist es eigentlich auch zu begrüßen, dass der Dienst uns ziemlich stark beschäftigt.

Hochwürden! Jetzt muß ich schließen und will Sie und alle Kerle nochmals froh grüßen.

In TreueRudi