Peter Haas an Kaplan Stiesch, 4. Oktober 1942
Gießen, 4.10.42.
Hochwürden!
Dank Ihnen für den Brief wie für das Büchlein daß Sie zum Lesen mitgeschickt hatten. Es ist dies bestimmt eine prima Idee die wohl von allen begrüßt wird. Ist es uns doch nicht immer möglich Bücher mit herumzuschleifen. Dieses Heftchen hat mir auch gefallen. Es geht diesmal nicht so aus, wie es in den meisten Schriften, Romanen und Erzählungen üblich ist.
Heute hat man uns hier noch mal ordentlich Mühe machen wollen trotzdem Sonntag ist. Als wir gestern zu einer Gefechtsübung ausmarschiert waren, haben wir weit und breit keinen Feind gesehen. Gerade als wir den Rückmarsch antraten machte er sich bemerkbar. Natürlich war der Herr Oberst sehr erbost darüber und so mußten wir heute noch mal dasselbe machen nur
mit dem Unterschied, daß wir anständigen Druck verpaßt bekamen. Doch sind wir gegen solche Methoden schon alle gestählt und wird dann nur noch auf „stur“ geschaltet wenn es soweit ist.
Im Einsatz ist es in dieser Beziehung hier doch ganz anders. Die Vorgesetzten wissen daß sie von uns oft abhängig sind und handeln auch somit danach, im Dienst wie außer Dienst.
Dieser Tage schrieb mir ein Kerl, von dem ich es nicht erwartet hätte, daß er der Feier St. Michaels beiwohnte. Ich weiß nicht wie er dazu kam. Ganz begeistert schilderte er seine Erlebnisse. Das Gebet und besonders die Lieder der Jugend ließen ihn staunen. Die Symbole Kreuz, Schild und Schwert waren auch ihm klar und zum Schluß schrieb er, daß diese Stunde allen viel gesagt haben muß und vielen den letzten Zweifel über St. Michaels Macht genommen hat. Er muß und wird uns in unserem Kampfe helfen
Es ist schade, daß viele von uns draußen solche Feiern nicht miterleben können, denn hier wird einem das Christsein oft schwer gemacht. Geheimhalten lässt sich das schwer. Man hat ihn schnell unter vielen herausgefunden. Eigentlich ist das auch gut so. Aber manchmal trifft man mit einem zusammen, der einem zu hoch überlegen ist im Reden. Und wenn man da nicht sicher ist, grübelt man schon über dieses oder jenes mal nach, und da kommt oft nichts Gutes bei heraus. Dafür ist es gut, wenn man ab und zu einen Brief oder sonst eine Schrift bekommt was einem etwas sagen kann.
Recht frohe Grüße auch an die Kameraden
Peter