Theodor Buiting an Kaplan Stiesch, 6. Oktober 1942

Berlin-Kladow, d. 6. Oktober 42

Lieber Herrn Kaplan!

Heute mal ausnahmsweise früh Feierabend. Der Dienst war in den letzten Wochen sehr hart, den ganzen Tag auf den Beinen. Mein Chef ist wieder hier. Er ist krank von Kreta zurückgekommen und ich bin wieder auf meiner alten Dienststelle. Nun ist mein gnädiger Herr für ein paar Wochen ins Bad gefahren, da habe ich es, Gottlob, für die Wochen wieder etwas ruhiger. Mir geht es gesundheitlich noch immer gut. Hier in Berlin hat sich nichts wesentliches geändert. Na was soll sich da auch schon mal ändern. Der Sommer ist nun vorbei, er war auch dieses Jahr mal wieder herrlich, aber leider zu kurz. Nun beginnt das Theaterleben von neuem. Was wäre Berlin für mich ohne Staats und Deutscheopernhaus, die mir unvergeßlich bleiben. Bin auch mal auf Urlaub für 24 Stunden in der Heimat gewesen. Von dem Anblick des schrecklichen Fliegerangriffs, vom 16.-17. Septb. auf Essen, war ich erledigt. Aber Gott sei Dank war bei meinen Eltern bis auf einige Zerstörungen

alles wohlbehalten. Aber erst die Schäden bei meine Brüder und in der Nachbarschaft zu sehen. Greulich! Na ja, es ist eben Krieg, schrecklich in seinen Ausmaßen.

Ihre lieben Zeilen vom 1. September habe ich dankend erhalten.

Nun für heute soll es genug sein, will auch noch schnell meine Brüder die an der Ostfront sind schreiben. Mit den besten Wünschen für alles Gute bin ich mit den herzlichsten Grüßen

Ihr Theodor Buiting