Otto Mundorf an Kaplan Stiesch, 10. Oktober 1942

Fu Mundorf 4 B A K
4. Gruppe

Welzow, Niederlausitz, den 10. Okt. 42

Heil und Gruß!

Für ihren Brief meinen Dank.

Mit ihm kamen wieder neue Gefallenen-Meldungen zu mir. Wieder haben junge Menschen ihr Leben für Christus und Vaterland im Kampf gegen den Bolschewismus geopfert. Ihr Opfer steht vor uns als hl. Verpflichtung. Denken wir bei allem Tun daran und zeigen wir uns dieses Opfers würdig.

Immer die besten werden uns entrissen, Gott hat sie in sein Reich gerufen, da sie ihre Aufgabe erfüllt hatten. Wir aber stehen mitten in der unsrigen und müssen ihren Platz mit ausfüllen.

„Wenn einer von uns fallen sollt,
Der andre steht für zwei.
Denn jedem Kämpfer gibt Gott
Den Kameraden bei.“

Für das Heftchen meinen Dank. Ich lege

es wieder bei.

Woran liegt es, dass Franz Werner nicht mehr mittut. Ich werde ihm einmal schreiben.

Daß die Arbeit bei den Messdienern klappt freut mich. Wir müssen unbedingt Führernachwuchs haben. Das kann ich nur immer wieder aus dem Erlebten betonen. Wer arbeitet denn jetzt noch bei den älteren Jungen? Ich stehe mit keinem mehr in Verbindung. Einerseits bin ich selber schuld, aber meine Freizeit ist auch sehr inanspruch genommen durch lernen und die Arbeit hier in der Pfarre.

Ja, ich führe hier eine Jungen- und Mädelgr. der 15-18jährigen. Die Arbeit in der Mädelgr. stellt vollkommen neue Anforderungen an mich. Sie ist viel schwieriger als in einer Jungengr., da ich mich in einen ganz anderen Lebenskreis eindenken muß. Aber mit Gottes Hilfe wird es gehen.

Gedenken sie meiner bitte einmal im Gebet.

„Wir stehen im Gesetz
Das Pflicht und Ehre heißt
Und Christus kennt
Als Ziel allein.

Wir formen das Gesetz
In stetem Kampf.
In kleinem Alltag
Und zu hohen Festen.

Wir leben das Gesetz
Das Christus uns gegeben
Und andere darin führen
Zu Christus.

Wir sterben im Gesetz
Denn auch das Ende
Wie der Anfan
Und das Leben selbst
Heißt Christus.

Dessen müssen wir jungen Christen uns bewusst sein, bewusst muß unser Tun sein.

Wir schwören ihr die Treue, den Fahneneid des Soldaten, schwören bedingungslose Treue auf Leben und Tod.

Daß wir diese Treue halten gereicht uns zur Ehre. Die Ehre gebietet uns, diese Treue rein zu halten. Auch in den kleinen Dingen des Alltags.

Treue ist ein alter Wesenszug der Christen. Denken wir an die Christen der Urkirche, an die Apostel, einen hl. Sebastian, an Bonifatius und diese Männer. Sie taten ihre Pflicht bis ins Kleinste. Heldentum und stille Pflichterfüllung machten unsere Kirche große.

Denken, Handeln, Wort und Tat müssen bei uns eins sein. Unser Sinnen muß gleich unserem Tun sein. Treu müssen wir vor uns selber sein.

Treu ist wer die Ehre spürt. Die Ehre des Soldaten liegt im bedingungs-

losen Einsatz seiner Person für die große Sache. Andere, Sklaven, unfreie Menschen kennen keine Ehre. Für uns aber ist die Ehre höchste Pflichterfüllung.

Diesen Schild der Ehre dürfen wir nie beschmutzen lassen. Jeder einzelne von uns muß ihn bis zum letzten Verteidigen. Nur starke Herzen können die Fahne der Ehre hoch halten.

„Wo wir stehen, steht die Treue,
unser Schritt ist ihr Befehl,
wir marschieren nach der Fahne,
so marschieren wir nicht fehl.

Wenn wir singen, schweigt die Treue,
sie ist größer als ihr Lied,
sie trägt schweigend unsere Fahne,
dass sie keiner wankend sieht.

Wenn wir stürmen singt die Treue,
und ihr Singen zündet an,
und wir glühen wie die Fahne,

dass ihr jeder folgen kann

(H. Baumann)

Ihnen und allen Kameraden nun ein frohes Heil

Otto

(n.b. wenn sie irgendetwas Material für die Jugendarbeit hier für mich übrig haben, würde ich sie bitten es mir zu senden, Vielleicht ein Jahres-heft der Jungenarbeit. Dann möchte ich noch auf ein neues, sehr feines Buch aufmerksam machen. „Der verborgene Glanz“ von Eismann. Erschienen im Herderverlag, es ist nur in kleiner Auflage erschienen, stellt aber sogar das Helle Segel in den Schatten. Wenn Sie einmal versuchen würden auch eines für mich zu bekommen, vielleicht über Lisbeth Niederwipper, so wäre ich Ihnen dankbar.

Nochmal Frohgruß

Otto