Hans Werres an Kaplan Stiesch, 11. Oktober 1942

F.p.nr. 46 518
Soldat Hans Werres

O.U., Sonntag, den 11. Oktober 1942

Lieber Herr Kaplan!

Heute sollen Sie nur einen einfachen Feldpostbrief erhalten, erstens weil mri die Karten aus-gegangen sind und zweitens, weil ich 2 Briefe beantworten muß. Da brauch ich mehr Platz.

Wenn Ihr Aktionismus durch Krankheit gehemmt wird, müssten umso mehr die jugendlichen Kräfte der Helfer sich bemerkbar machen. Das scheint leider nicht der Fall zu sein. Interes-sieren würde mich, was nun von den Plänen und Aufgaben zur Verwirklichung gelangt ist. Wie kam es, dass Werner + Niederwipper abschwenkten?

Wann waren die Exequien für R. Silckeroth? Kann ich einen Totenzettel haben? Ich hörte, dass Josef Kreuser in Urlaub sei. Was sagt er dazu? Die beiden kannten sich sehr gut. – Da ich gerade bei Josef bin; er schrieb mir – vielleicht hat er auch schon mit Ihnen darüber ge-sprochen, dass er gern wieder einen Rundbrief haben möchte. Gibt es keine geeigneten Kräfte, die vielleicht – wenn auch nur ganz kurz – hier etwas Positives unternähmen? Sie wissen gar nicht, was für einen großen gefallen Sie uns Soldaten damit tun. Die Kameraden im grauen Rock werden es mir bestätigen. Was kann W. Geurts tun? Wir wollen selbstver-ständlich aktiv mittun. Sie brauchen nur anzuregen.

Das 14tägige Diakonat kann ich nur gutheißen. Wer ist jetzt noch da von den Helfern, bzw. neu hinzugekommen?

Hat Ihnen Josef die Reclam-Heftchen übergeben? Nichts besonderes, was? Gut gefallen mir die Erzählungen von Watzlik: Ungebeugtes Volk. Die Idee kann ich nur gutheißen + nach Kräften unterstützen. Was machen die Gaben?

Das Heftchen von Kurt Eggers dachte ich für eine Besprechung in der Obergruppe. Ohne Kommentar würde es freilich nur verwirren. Ich habe auch nicht alles widerlegen können…. Wozu die Komplet? Wollt ihr sie wöchentlich singen oder schickt ihr die Jungen nach Kapitol bzw. nach Rochus? Die Speierer Domfestmesse wird doch sicher Anklang finden, weil sie viel Abwechselung bietet. Mir gefallen die Melodien ausgezeichnet. Wie klappt denn die Sin-gestunde? –

Von mir ein andermal mehr. Allen frohen GrußIhr   Hans

Nachtrag:

Ich will Ihnen doch einiges aus meinem Leben beim Komiß berichten. Wenn auch der Außendienst seltener ist, so ist der Dienst doch im allgemeinen anstrengend. Auch Unterricht ermüdet. So haben wir das Essen und unsere abendliche Freizeit redlich verdient. Schön finde ich unsere Unterkunft. Je 2 haben ihr Zimmer. Groß, sonnig, modern. (!!!!) Ich kann es, wie gesagt, hier gut aushalten. Halten Sie mit einen Daumen, dass es mit dem Urlaub bald klappt. Ich hoffe auf Nov.-Dezember. Was machen die anderen Kameraden? Senden Sie mir bitte die Anschrift von M. Braths, K.H. Hodes, P. Pehl + Hans Eiermann. Grüßen Sie Kpl. Milde + fragen sie ihn, ob er meinen Brief erhalten hat. Ich bäte um die Anschrift von Kurt Blanke. – Ich lese in Lützelers Kunst der Völker und sehe immer mehr, wie viel Schönheiten das große Gebiet der Kunst in sich birgt. Herrn Pfarrer Vonessen wünsche ich gute Besse-rung. Sind Sie sein Stellvertreter? – Sie sehen, ich schreibe, wie es mir einfällt. Eben fiel mir nichts ein da wollte ich Sie schon auf ein andermal vertrösten. Nun kommt doch noch mehr als mir lieb ist dabei heraus. Nun aber Schluß. Es grüßt Sie nochmals idem ut supra