Kaplan Stiesch an Rudi Conin, 22. Oktober 1942
Rudolf Stiesch Köln Bickendorf Schlehdornweg 1
22. Okt 42
Rudi!
Nur die Ruhe! So eilt es mit der Rücksendung nicht. Ich habe jetzt schon einigen Vorrat an Heftchen und werde ihn weiter vergrössern. Wenn ich in die Stadt komme, sehe ich immer nach, ob was schönes neues dazwischen ist. Man bekommt ja fast nichts mehr, aber Reclamheftchen gibt es Gott sei Dank noch eine ganze Menge. Eventuelle Wünsche werde ich gerne nach Möglichkeit erfüllen.
Ich war inzwischen mal wieder 8 Tage krank. Dieses Jahr bin ich ordentlich damit geplagt. Man muss alles annehmen, Immer sind solche Tage der Krankheit auch Tage einer geistigen Besinnung und Ruhe und das ist erfreulich.
Der Vater von Alfon Geurtz ist plötzlich gestorben, mitten aus dem Dienst heraus. Ich habe diesen Aufrechten Mann immer sehr verehrt. Gott nehme ihn in seinen ewigen Frieden.
Der Pauluszyklus ist jetzt beendet und wir haben einen neuen begonnen über Goethes Faust und das katholische Weltbild, jetzt kommt öfter zu uns Herr Mühlfahrt vom Akazienweg der in seiner Jugend auch in der Jugend gestanden hat und sehr gut zu Jungen sprechen kann mit dem nötigen Humor und den interessanten Erlebnisberichten aus seinem Leben, die alles interessant machen.
Kommenden Sonntag feiern wir das Christkönigfest im Dom mit dem neuen Erzbischof, der selbst zur Jugend sprechen wird. Wir singen zum ersten Mal eine Chroalmesse im Dom! Die Messe von den hl Engeln. Es wird sicher ein sehr starkes Erlebnis werden, wie es noch kaum da gewesen ist. Ich bin mal sehr gespannt.
Im Geist wirst Du ja auch unter uns sein. Anbei ein neues
Heftchen, manches ist etwas geisterhaft und schwerverständlich. Es soll vielleicht nicht Bericht von Vorgängen sein sondern Symbol einer höheren Wirklichkeit. Gedankliches durch greifbar[e] Bilder ausgesprochen. Du wirst es ja sehen.
Nun sei in alter Treue herzlich gegrüsst von Deinem
Du weißt doch dasz Hans Eiermann und Peter Pehl verwundet sind? Der erste ziemlich schwer, Peter leicht an der linken Hand.