Kaplan Stiesch an Otto Mundorf, 22. Oktober 1942
Rudolf Stiesch Köln Bickendorf Schlehdornweg 1
22. Oktober 42
Otto!
Für Deinen Brief vom 10 Okt sei herzlich bedankt. Ich wollte eigentlich schneller geantwortet haben, aber immer kommt einem neue Arbeit dazwischen. Du fragst woran es liegt, das Franz Karl Werner nicht mehr mittut. Ich weisz es auch nicht. Vermutlich geht es ihm bei uns allzu brav und bürgerlich zu. Er sitzt jetzt wie ich höre öfter abends mit Hubert N auf dem Rotdornplatz und dann singen sie die alten und neuen Lieder und dazwischen auch wohl einen Schlager. Und öfter sehe man sie im „Geleitzug“: jeder wird einmal solche Gezeiten haben und dann lässt man ihm am besten Ruhe. Die Gruppen haben Alfons Geurts und Hans Dahm. Die Obergruppe halte ich allein. Öfter kommt allerdings ein Herr Mühlfahrt vom Akazienweg, der früher selbst in der Jugend gestanden hat und sehr fein, auch lustig aus seinem Leben zu erzählen weiss und daran anknüpfend auswertet.
Dasz Du auch in einer Mädchengruppe mitarbeitest hat mich überrascht. Wenn ich ganz ehrlich sein darf, halte ich es für richtiger, wenn Mädchengruppen durch Mädchen geführt werden. Nimm das bitte nicht als Misstrauen auf sondern als Einsicht in eine Naturgegebenheit. Immerhin mag es manchmal schwer sein die geeignete Persönlichkeit zu finden und als Übergangsstadium mag es ja angehen. Den Jahresplan schicke ich in Kürze zu. Ich habe ihn verliehen. Ebenso will ich mich dann auch um das neue Buch von Eismann bemühen.
Die RADmänner sind nun auch Soldaten geworden: Ibald, Hillen, Vosen. Dazu Mathias Weyers und Heinz Leopold.
So löst immer eine neue Generation die andre ab.
Das Christkönigsfest soll im Dom mit dem neuen Erzbischof gefeiert werden. Der Bischof selbst spricht zur Jugend Kölns. Und er wird den Ton zum Herzen der Jugend finden wie er ihn überall gefunden hat in Neusz Essen und Düsseldorf.
Hoffentlich kommst Du Bald in Urlaub! Bis dahin sei herzliche gregrüszt Dein