Rudolf Stiesch an Peter Pehl, 10. November 1942
Rudolf Stiesch
Köln Bickendorf
Schlehdornweg 1
10 Nov 42
Peter!
Also hoffentlich bald kommst Du in Urlaub! Das wird uns alle freuen. Das Faustthema haben wir beendet und jetzt wollen wir uns an einen Christuszyklus machen, den das Jugendseelsorgamt bearbeitet hat. Bin mal gespannt, ob es gelingt etwas Neues und Interessantes zu sagen und zugleich etwas predigtähnliches zu vermeiden, was da ja leicht sich einstellen könnte.
Letzten Dienstag war ich mit Josef Müller in einem Symphoniekonzert. Haydns Symphonie mit dem Paukenschlag. Was muss doch noch eine glückliche Welt gewesen sein verglichen mit der unseren, wie sie sich in dem folgenden Heldenleben von Richard Strauss spiegelt. Man meinte man hörte das Maschinengewehr der Front in der Musik und die Trompeten des Krieges. Und dazwischen Mozarts Klavierkonzert in Es dur wie alles von Mozart bezaubernd schön, wie ein Gruß aus einer schöneren und besseren Welt.
In den Wiener Klassikern spüre ich immer noch das katholische religiöse, die von oben her kommende Ordnung, die ich in der mich heidnisch anmutenden neueren Musik vermisse.
Hans Meiers ist in Urlaub hier. Auch Karl Heinz Hodes war hier und wird in Kürze aus dem RAD entlassen.
Allmählich wächst eine ganz neue Generation in die Pfarrjugend hinein. Ich hoffe, daß der Konnex zwischen der älteren und jüngeren Generation nie verloren geht sondern immer bleibt. Stehst Du in Briefwechsel mit einem der jüngeren? Das wär ja sehr schön!
Also kommt bald mal in Urlaub! Herzlich Dein