Gerhard Schneider an Kaplan Stiesch, 13. November 1942

Im Osten, den 13.11.42

Werter Herr Stiesch.

Es sind die herzlichsten Grüßen aus dem Felde die Ihnen Gerhard Schneider sendet. Ich bin noch gesund und munter was Sie ja auch sind. Heute erhielt ich ihren lieben Brief mit dem Lesestoff, dafür meinen besten Dank. Da es die Zeit erlaubt schreibe ich Ihnen mal ein Brief außer der Reihe. Die Hefte werde ich schicken sobald ich die Hefte aus habe. Nun will ich auch mal was von meinem Soldatenleben bekannt geben, trotzdem ein Soldat nicht gerne über seine Gefahren erzählt. Zuerst möchte ich Ihren lieben Brief beantworten. Lieber Herr Stiesch so wie Peter Piehl Ihnen alles geschrieben hat und geschildert hat, kann man aus dem Felde nicht wagen. Denn jeder Brief geht nicht ungeöffnet durch. Sie haben recht in einer jungen Liebe geschieht vieles, was nicht nötig ist. Aber ein Lantzer an der Front hat diese Gelegenheiten nicht und wird auch nicht auf solche Gedanken kommen. Denn hier denkt er nur an sein bischen Leben. Ich bin der Meinung man kann auch alle guten und schlechten Dinge übertreiben. Ich kann Ihnen nur sagen jeder lauer Katholik müsste mal einen Tag im Kampfe sein, dann lernt er seinen Glauben schätzen. Ich als junger Soldat habe auf diesem Gebiet schon mit manchem Soldat gesprochen, der hochselten in der Kirche ging. Der sagte dann Gerhard wenn der Krieg aus ist dann werde ich keinen Sonntagskirchgang versäumen, dann werde

ich meinem Herrgott dankbar sein. Hier kommt mancheiner zur Besinnung. Ich kann ihnen nur sagen das ich stolz auf meine Waffe bin, wenn es auch das Himmelfahrts Kom[m]ando ist und große Gefahren überwinden. Im Sommer als noch schwere Kämpfe im Anzug waren machte es trotz großen Gefahren noch immer Spaß. Meis-ten teils fuhren wir Spähtrupps, oder fuhren schon mal Fernspähtrupps mehre Tage und schlugen uns durch dem Feind. Durch einem großen Spähtrupp habe ich die schönen Bergen im Kaukasus kennen gelernt. Na so wie ich es schildere hört es sich schön an, man muß auch jedem den Glauben lassen. Ich kann Ihnen nur sagen das ich oft gedacht habe nah die Heimat siehst du nicht mehr wieder. Ich kann Ihnen nur sagen das[s] wir die ersten über dem Donetz und Marnesch waren. Wir waren auch die ersten auf Kleinasiens Boden. Na über Kämpfe werde ich besser nicht reden und mal für später aufheben. Ich denke das Sie es verstehen und wissen was wir so machten in diesem Jahre. Nun wollen wir hoffen das ich bis Juni einmal auf Urlaub war. Denn ich bin jetzt über 1 Jahr nicht mehr zuhause gewesen. In diesen[m] Sinne will ich schließen. Ich lasse alle Kameraden grüßen bis auf ein frohes wie-dersehen.

Es grüßt Sie aus dem Felde

Gerhard