Theodor Buiting an Kaplan Stiesch, 18. November 1942
Berlin-Kladow, d. 18.Nov.1942
Lieber Herr Kaplan!
Soeben komme ich von meinem Dienst zurück. Es ist schon mal wieder spät am Abend, alle Kameraden sind im Kino und ich will diese ruhige Zeit benutzen um Ihnen zu schreiben. Auch im Rundfunk erklingen lustige Weisen. Sie muntern doch nach einem anstrengenden Dienst. Auf dem Tisch vor mir stehen 12 Nelken, die ich zu meinem Namenstag bekam. – Gesundheitlich geht es mir recht gut. Aber der Dienst lässt mal wieder viel zu wünschen übrig. Mein Chef ist krank und an Freizeit darf man nicht mehr denken. So erfülle ich eben meine Pflicht und denke
immer an das große Ziel – „der Feinde“. Persönliche Dinge müssen da eben zurücktreten. Wann wird wohl meine Soldatenzeit ein Ende haben? Es sind noch immer keine Aussichten da. Und wann wird dieser große Weltkrieg, der in den letzten Wochen ein ganz anderes Bild bekommen hat, seinen Abschluß nehmen? Ich muß immer an meine Brüder denken die im Osten sind, an der Front. Einer ist schon verwundet und kämpft schon wieder weiter. Ein anderer liegt bereitz schon 15 Wochen im Lazarett und was er hat wißen wir nicht. Ich pflege die stille Hoffnung dass doch 1943 der Krieg zu Ende gehen wird. Und dann wieder in D’dorf arbeiten können wird meine größte Freude sein.
Trotz allem dass ich kaum Zeit habe bin ich doch noch am 7. Nov. In Strausz „Salome“ gewesen. Es war mal wieder
ein Hochgenuß!
Lieber Herr Kaplan, zunächst mal meinen aller herzlichsten Dank für Ihren Brief vom 19. Okt. Das Heftchen habe ich gelesen und habe mal werend des lesens von Herzen lagen müssen. Mir haben die Tiroler Geschichten sehr gut gefallen. Ich schicke es hier mit wieder zurück. Auch hierfür meinen aller herzlichsten Dank.
Für heute sende ich Ihnen die herzlichsten Grüße und alles Gute wünschend
IhrTheodor Buiting