Jochen Soddemann an Rudolf Stiesch, 1. Januar 1943
Holland, am 1. Tage des Jahres 43.
Rudolf!
Kameraden in Junger Kirche!
Die Adventsstunde unter Euch schenkte mir tiefe Freude und das Wissen, daß Ihr daheim trotz aller, aller Schwierigkeiten arbeitet und auch immer wieder müht, zu bauen am Reich Junger Kirche. Mit diesem Wissen ging ich wieder hinein in den Dienst.
Kaum war ich wieder in der Kompanie bekam ich den Auftrag, die Weihnachtsfeier der Kompanie auf die Beine zu bringen. Obwohl ganz aus dem übrigen Dienst herausgenommen, gab es doch von Morgens bis Abends Arbeit in Fülle: Ein Chor wurde
zusammengestellt, Sprecher für einen Sprechchor ausgesucht, dann Probe nach Probe. Dazu kam noch die Raumgestaltung, das Schmücken der Tische, der Teller, das Verteilen der Gaben der Kompanie. Der Abend selbst wurde ein voller Erfolg. Und trotzdem, Ihr werdet das auch einmal spüren, es fehlt eben das Geheimnis der Heiligen Nacht: das Wissen um die Erlösung durch das Kommen des göttlichen Kindes.
Das war für mich die größte Freude: Heiliger Abend auf Stube. Wir sangen, um den Baum sitzend, all die alten Weihnachtslieder, sangen, dann durfte ich zu den Kerlen sprechen vom Kommen des Herrn, von seiner Freude und seinen
Freunden. Ich spürte, daß gerade unsere jungen Kerle auf solches Wort gewartet hatten. Seht, ich glaube, das ist eine unserer schönsten Aufgaben in unserer Zeit, unser Heiliger Vater sagte es einmal zu junger Kirche in Dortmund: „Werdet ihr die Freudenbringer einer zerquälten Menschheit“.
Ja, wir wollen mit unserer einen Freude im neuen Jahr 1943 all die im Tiefen froh machen, die um uns sind.
Euch allen
Jochen