Werner Schäfer an Kaplan Stiesch, 3. Januar 1943

Aachen, 3.1.43

Herr Kaplan!

Vielen Dank für den Lesestoff. Ich kannte bis heute dieses Trauerspiel von Körner noch nicht. Es ist schön, wenn man hier schon mal etwas von tüchtigen Soldaten hört, denn hier kann einen manchmal Lust und Idealismus vergehen.

Die Nachrichtenausbildung, die wir neben der infanteristischen haben, ist ganz interessant. Aber leider kann ich Ihnen nichts nähres darüber schreiben, da ich den Eid unbedingten Stillschweigens leisten musste.

Mir geht es soweit noch ganz gut. Nur Weihnachten bekam ich so etwas Heimweh. Dies war das erste Weihnachtsfest, das ich nicht zu Hause feierte. Am 1. Feiertag hatten wir hier in der Kaserne auch Christmette, so ganz anders als daheim. Morgens um 9 Uhr. In der kahlen Exerzierhalle standen als einziger Schmuck um

einen notdürftig hergerichteten Altar ein Paar Tannen. Wir feierten die Gemeinschaftsmesse. Aber als die Regimentskapelle unsere alten Weihnachtslieder spielte, da kam einem all die Feierlichkeiten aus der Heimat in den Sinn. Und doch hat auch so eine kahle Weihnacht ihren Reiz, denn sie kommt ja dem wahren Geschehen am nächsten.

Für heute nun alles Gute und die herzlichsten Grüsse

Ihr Werner Schäfer