Hans Werres an Kaplan Stiesch, 13. Januar 1943
im Westen, den 13.1.43
Lieber Herr Kaplan!
“Die Fortuna von Praenesse” habe ich schon angefangen zu lesen. Ich habe jetzt Lesestoff genug. Zu Weihnachten habe ich mehrere Bücher gekauft, u.a. auch „Wehrwolf“, Siebengestirn“ und die Hirtennovelle von Wiechert . So konnte ich Ihnen gestern wieder ein Reclam-heftchen zu Ihren freien Verfügung zusenden.
Für Ihren Brief herzlichen Dank. Ich habe Weihnachten nicht schön verlebt. Äußerlich war zwar alles da, was dazu gehört – aber innerlich fühlte ich mich
einsam. Es ist eben schon schwer den richtigen Gedanken des Weihnachtsfestes in die Tat umzusetzen. Im Kreise einiger gleichgesinnter Kameraden wäre mir das auch gelungen. Auch im Kreise der Familie geht das noch. Aber allein…. Allein ist überhaupt vieles schwer.
Leider bin ich durch die häufige Wache + durch den seltenen Ausgang noch nicht dazu gekommen, den Heerespfarrer zu sprechen. Am Sonntag war ich in „Cavalleria rusticana“ u. „Bajazzo“. Ich war einfach begeistert! Nun geht der Dienst wieder stur weiter. Soviel ich hörte, sollen wir im Frühjahr zum Osten – Hoffentlich kann ich vorher in Urlaub fahren.
Herzlich Heil
Hans