Hubert Gülden an Kaplan Stiesch, 25. Januar 1943
Im Osten, 25. 1. 1943
Werter Herr Kaplan!
Sie werden vielleicht erstaunt gewesen sein, so lange Zeit keine Zeile von mir zu bekommen! Nun ab heute soll es in dieser Beziehung wieder anders werden und bis heute war es „höhere Gewalt“ die mich abhielt zu schreiben.
Ich bin am 11. Dezember verwundet worden und zwar durch Granatsplitter am linken Unterarm und an der linken Hand und habe außerdem die Füße erfroren; inzwischen ist mir schon eine Zehe abgenommen worden! Ich liege nun schon seit dem 18. Dez. hier in Charkow im Lazarett und warte augenblicklich sehnlichst auf den nächsten Lazarettzug, der mich in Richtung Heimat wegbringen soll. Hoffentlich trifft er nur bald ein, denn ich habe von Russland den Hals voll und bin froh, noch einmal deutsche Luft atmen zu können. Es fehlte nur noch, dass ich in ein Kölner Lazarett käme; bis dahin heißt es jedoch einmal abwarten und Tee trinken und die beste Lösung erhoffen!
Ferner hoffe ich, dass Sie gut ins neue Jahr 1943 gekommen sind und dass dieses Jahr für Sie ein gnadenreiches und glückhaftes werde und uns allen den Frieden bringen möge.
Für heute dann die besten Grüße
Ihr Hubert Gülden