Josef Kreuser an Kaplan Stiesch, 18. Februar 1943

18.2.43

Hochwürden!

Dank für Ihren Brief vom 2.2.d.J. aus dem ich wieder viel neues erfahren habe. Leider konnte ich nicht früher Ihren Brief beantworten, da mir durch den vielen Arbeitsdienst sehr wenig Zeit gewährt wurde. Aus diesem Grunde bin ich auch noch nicht dazu gekommen, mir einige Sehenswürdigkeiten, ausserdem die von aussen Sichtbare, wie Bauten, Denkmäler u.s.w., anzusehen. Ich hoffe aber bald, zumal die Tage auch wieder länger werden, auf mehr Freizeit und werde alsdann jede Gelegenheit wahrnehmen und das Schöne was noch vor mir liegt, mir anzusehen und in mir aufnehmen. Eine große Freude kann ich Ihnen mitteilen. Der Sanitäter von unserer Batterie, ein sehr lieber und hilfsbereiter Mensch, ist ein Pater. Auf einer Fahrt zur Stellung lernten wir uns kennen und spürten gleich nach kurzer Unterhaltung, dass wir gleichgesinnte Brüder in Christus sind. Heute feiern wir beide das hl. Mess-

opfer zusammen. So erlebt man eine Überraschung nach der anderen die einem sehr viel Freude bereiten.

Nun kurz zu Ihrem Brief. Ich freue mich mit Ihnen über Ihr schönes zusammen Musizieren und bin oft mit den Gedanken dabei. Mit dem Urlaub sieht es nicht gut aus. Das J. Müller so ein tüchtiger Musiker ist hätte ich kaum erwartet. Bestellen Sie ihm bitte einen Gruß von mir. Über das Thema Michelangelo u. Sixtinische Kapelle haben wir vor einigen Jahren im Heim auch mal gesprochen. Es war eines der interessantesten Themen die wir damals führten. Wenn man nur das Leben Michelangelos betrachtet, bekommt man einen Einblick von seinem Schaffen und seiner Kunst. Wenn ich mir die Kirchen hier anschauen werde und die Gemälde betrachte, werde ich oft an den „Titan“ Michelangelo denken.

Sonst geht es mir noch gut und hoffe dasselbe auch von Ihnen.

Gruß u. Handschlag

Ihr
Josef Kreuser