Jochen Soddemann an Rudolf Stiesch, 27. Februar 1943

Holland, am 26. Februar 43.

Lieber Rudolf!

Nur kurz können die Grüße in den nächsten Wochen sein, wir stecken mitten im Ufa--Lehrgang. Morgen ist ein Drittel (von 6 Wochen) geschafft.

Der Dienst ist hart, der alte und in vielem zu bequem gewordene „Bruder“ Leib wird wieder einmal in eiserne Zucht genommen. Ich bin froh darob, wenn’s [auch] manchmal wüst auf die Zähne beißen heißt. Trotzdem das Tagwerk sehr anspannt, vielleicht aber auch grade deswegen finde ich morgens, mittags und abends wenn auch nur kurze Zeit zu Schriftlesung und wie selten spürte ich, wie stark uns das machen kann. „Alles ist gut“, ja auch die Härten und die Last des Tages, wir stehen in Gott einfach darüber. Dann wird alles so leicht, nicht in

falscher Genügsamkeit, sondern vom Tiefsten her. Soviel aus meinem augenblicklichen Leben.

Du konntest nicht wissen, wie sehr mich Deine Nachrichten aus der Pfarre interessierten. Der Ofw. Heinz Becker ist nämlich mein alter Zugführer aus der Rekrutenzeit in Gütersloh, den ich „schätzen und lieben“ gelernt habe. Er hat – abgesehen vom Dienstlichen – damals keinen besonders guten Eindruck auf mich gemacht. Da ging die Anzeige unter großem Hallo auch unter meinen Kameraden hier rund.

Seit meinem Weggehen von Daheim im Dezember warte ich auf einen Gruß von irgendeinem der Jungen. Ist denn keiner dazu zu bewegen. Was macht Günther Kaussen? Unlängst tauschte ich mit Peter Pahl einen Gruß.

Heil auch Dir und allen Jungen daheim   Jochen.