Hubert Gülden an Kaplan Stiesch, 5. März 1943

Berlin, 5.3.1943

Werter Herr Kaplan!

Zuerst recht herzlichen Dank für Ihre Karte vom 21.2. Ich freue mich, von Ihnen noch alles Gute zu hören und kann auch von mir den Umständen entsprechend das Beste mitteilen! Wenn man so lange im Lazarett liegt, dann wird man mit der Zeit ziemlich faul, so faul, dass es einem sogar schwer fällt, einen vernünftigen Brief zu schreiben. Ich will jedoch die Faulheit wieder einmal überwinden, denn Sie haben seit Tagen ein Recht darauf von mir zu hören.

Ihre Lektüre habe ich mit großem Interesse begonnen, aber schon nach etwa 30 Seiten habe ich das Heft weggelegt, denn es hat mir nicht zugesagt. Sei

es, daß mir der Stil nicht passt oder daß ich nicht mehr diese Art der Lektüre verdauen kann, ich weiß es nicht genau; ich bin jedenfalls nicht weiter gekommen.

Wie sieht es nun bei Ihnen nach den erneuten engl. Angriffen aus? Hier in Berlin haben wir auch einen ganz netten Angriff mitgemacht; das Lazarett hat mit Ausnahme einer Anzahl kaputter Fensterscheiben zum Glück nichts abbekommen. Wir sind noch einmal mit einem baluen Auge davongekommen! Wie lange noch? Wer weiß es! Jetzt hat man das Elend der Front hinter sich und soll in Deutschlan genesen und ist trotzdem seines Lebens nicht mehr sicher. – Totaler Krieg! –

Teilen Sie mir doch bitte immer mit, wenn welche aus der Pfarrei gefallen sind, denn die meisten davon habe ich

Für heute sehr herzlichen Gruß

Ihr Hubert