Theodor Buiting an Kaplan Stiesch, 23. März 1943
Berlin-Kladow, den 23.3.1943
Lieber Herr Kaplan!
Der Tag ist vergangen und die Uhr eilt und zeigt bereits 21.30 Uhr. Noch schnell sollen Sie einen Gruß bekommen, bevor sich meine Augen schließen. Mein Dienst ist im augenblick sehr hart, den ganzen Tag auf den Beinen und dazu bald schon 3. Tag Nachtdienst/Schreiber vom Dienst) machen. Da nun das Wetter schön ist arbeite ich nach Dienstschluß bis zur Dunkelheit im Garten meines Herrn Oberst. Persönlich geht es mir gut, das Stimmungsbaromether lässt zu wünschen übrig. Aber Buiting ist nun auch Soldat! Wer hätte das vor Jahren gedacht, dass es einmal so kommen würde! Wie furchtbar und verlustreich die letzten Angriffe auf Essen waren; dauernd
fallen diese Vernichtungsangriffe an, in ständiger Sorgen und Angst um seine Lieben lebt man. Man weiß nie was die nächste Stunde schon bringen können, man kann bloß hoffen und wünschen, dass die Lieben daheim vor dem Schrecklichsten bewahrt bleiben.
Nun hat der Frühling seinen Einzug gehalten, in der Natur wird wieder ein neues Leben erweckt. Der getzige Fruhlings-Anfang sieht ja viel versprechend aus, wollen hoffen das es so bleiben wird. Ich sehne mich mit ganzem Herzen wieder nach meinem Beruf zurück, ich hoffe das es nicht mehr fern sein wird.
Es ist doch maßlos traurig wenn man sich überlegt, was der Krieg alles mit sich bringt. Ich sehe selbst mit eigenen Augen das Elend. Wenn wir siegen, dann ist ja alles gut. Können nur hoffen und
unseren Gott bitten, dass das Jahr 1943 welches für uns trübe gegonnen hat, in Freude und für uns enden möge. Warte jeden Tag auf meine Versetzung nach Dresden.
Für Ihren lieben Brief vom 28.Februar meinen herzlichsten Dank. Ich freue mich schon auf den Sommerurlaub, wenn ich Ihnen meine Braut vorstellen kann.
In der Oper bin ich schon lange nicht mehr gewesen, die letzte Oper habe ich in der Königliche Staatsoper Unter den Linden „Figaroshochzeit“ von W.A. Mozart gesehen.
Mit den herzlichsten Grüßen verbleibe ich
IhrTheodor Buiting