Josef Meurer an Kaplan Stiesch, 30. März 1943
30.3.43
Lieber Herr Kaplan!
Zu Ihrem Namenstage sende ich ihnen die herzlichsten Glückwünsche. Ihren Brief mit den Neuigkeiten aus dem Kölner Musikleben habe ich dankend erhalten. Da ist ja manch schönes Konzert mit alter Musik gewesen. Schade, ich hätte gerne mal wieder etwas dergleichen gehört. Am Sonntag vor 8 Tagen waren wir auch in Athen in einem Sinfonie Konzert. War ein Erlebnis. Besonders die Sinfonie von Bruckner hat mir gut gefallen. Am Palmsamstag wird der Messias von Händel auch aufgeführt. Ich werde versuchen da auch hin zu kommen. Wissen Sie, die Transportmöglichkeiten sind zu beschränkt. Man kann abends
schlecht wieder nach Haus kommen. Anläßlich einer großen Führung hatte ich auch Gelegenheit die alten Eleusischen Kultstätten kennen zu lernen. Der erste Tempel der Griechen ist nämlich hier gebaut worden. 450 Jahre vor der Akropolis ist er schon gebaut worden. Es ist sehr interessant das alles noch zu sehen. Die Grundmauern und Pfeiler der ganzen Anlage stehen heute noch.
Hier beginnt es jetzt heiß zu werden. Sonst ist es außuhalten. Ihr, in der Heimat macht jetzt ja mehr von Krieg mit als wir. Wenn doch mal wieder Frieden wäre. Kaplan Küpper ist also jetzt auch unter den Waffen. Soviel ich ihn kenne, wird er schon mit allem fertig werden.
Meine Frau schrieb mir aus Attendorn. In Köln ist es ja auch kaum noch außuhalten, deshalb freue ich mich, daß Sie und auch Hannelene jetzt mehr in Sicherheit ist.
Ihre Reklam Heftchen habe ich auch gelesen. Die Geschichte von Dörfler ist ja sehr schön. Ich kannte bisher nichts von ihm. Den Taugenichts kannte ich wohl schon von früher. Ich schicke ihnen alle 3 Heftchen wieder mit um. Wir haben hier in der Kompanie auch eine Bibliothek. Es sind aber zum größten Teil Reiseerzählungen und Kriegserlebnisse. Im Augenblick lese ich von „Ernst Zahn“ „Den Weg hinauf“. Sehr schön.
Ich habe einen sehr netten Soldatenchor mit gutem Material. Da singen wir für die Soldaten aller Einheiten im Sinne der Wehrbetreuung. Es macht Spaß und die Kameraden freuen sich über die Abwechslung.
In der Hoffnung auf einen baldigen Frieden
Grüßt sie Ihr
Jos. Meurer