Kaplan Stiesch an Hans Werres, 13. April 1943

Rudolf Stiesch   Köln Bickendorf   Schlehdornweg 1

13. April 43

Hans!

Dieser Tage kam der Lortz an und ich danke Dir sehr, dass Du mir dies wertvolle Werk be-schafft hast. Es war ja allerhand an Arbeit für Dich, die Bücher zu besorgen, zu verpacken usw. Ich freu mich schon ordentlich auf die Lektüre. Die Seiten, die ich bisher gelesen habe, waren sehr vielversprechend. Habe ich Dir schon von der schönen Gedenkstunde in St Paul erzählt am Sonntag, den 4 April in St Paul. Gebete der hl Messe auf Deutsch: Epistel, Evan-gelium und Präfation. Dazu Psalmen und einige Lieder des Kirchenliedes. Karl Heinz Hodes spielte und zwar ganz gross. Am Schluss eine Absolutio an der Tumba bzw an dem Heldengrab. Dr Frotz predigte von den Trostgedanken, die uns der Glaube gibt für die Trauernden.

Familie Ley, Breuning Kreuser Boyen Stupp waren auch da.

Letzten Sonntag war mein Bruder in Urlaub. Es war ein recht schöner Tag. Man merkt erst mal, wie schön ein solches Beisammensein ist, wenn es nicht mehr so ohne weiteres möglich ist. Die letzten Heimabende handelten von Walter Flex als einem Herold des neuen deutschen christlichen jungen Menschen, von den sozialen Männern der Kirche des vori8gen Jahrhunderts: Leo XIII, Ketteler und Kolping, und gestern abend vom Glauben, der nicht blosses intellektuelles „Fürwahrhalten“ ist sondern Kraft und Leben. Ich las dazu einige Szenen aus der Kirche im Waldwinkel von J Wittig. Hast Du diesen Namen schon mal kennen gelernt?

Nun wünsche ich Dir schon den Segen und die Gnade des auferstandenen Herrn!

Stets Dein