Rudi Conin an Kaplan Stiesch, 20. Mai 1943

den 20.5.43

Hochwürden!

Es sind jetzt schon fast 2 Monate, dass ich Ihnen nicht mehr schrieb. Vielleicht wissen Sie schon, dass ich wieder auf Schule war mit der besten Aussicht auf anschließenden Urlaub. Den Urlaubsschein hatte ich schon in der Tasche und dennoch, ich musste wieder rauf zur Einheit. Lange wird es nun wohl nicht mehr dauern und ich werde doch auf Urlaub kommen.

Danken möchte ich Ihnen nun für die beiden Osterbriefe und die Ostergrüße. Der Schulbetrieb ließ uns sehr wenig Zeit für uns selbst und bin ich zum Schreiben erst gar nicht gekommen. Ich bitte daher mein Schweigen zu entschuldigen.

Den Sieg unseres Herrn konnte ich diesmal nur ganz für mich feiern. Auf Ostern haben wir genau so Dienst gemacht wie an anderen Tagen. Es blieb einem also nichts anderes übrig, als ganz für sich ostern zu feiern. Und ich muß sagen, es war fein so still die Leidensgeschichte unseres Herrn zu lesen und ebenso durch Lesen das Ostern zu fdeiern.

Es wäre mir wohl lieber gewesen, wenn ich mit zur Passion hätte gehen können. Wir müssen Jahr um Jahr unsere Hoffnung darauf verschieben und ob wir sie überhaupt noch einmal erleben können.

Heute erhielt ich die Nachricht vom Heldentod unseres Werners. Erst vor 3 Tagen bei meiner Rückkehr fand ich in unserem Rundbrief auch einige Zeilen von ihm. Wie fast immer sprach er auch darin wieder von den großen Aufgaben, die unser nach dem Krieg harrt. Und heute dann diese Nachricht. Werner steht nicht mehr unter uns. Die Lücke die sein Tod in unsere Reihen reißt, ist wohl gar nicht zu schließen. Was Werner

gerade uns Älteren war, haben Sie doch noch selbst erlebt. Werner wird aber nun unser Fürbitter in diesem Kampf später und heute und wir wollen ebenfalls für ihn bitten.

Ihnen einen herzlichen Froßgruß

Rudi