Hans Meiers an Kaplan Stiesch, 30. Mai 1943

Bielefeld, den 30. Mai 43

Sehr geehrter Herr Kaplan.

Endlich komme ich dazu, auch ihnen einige Zeilen zu schreiben.

Nach meinem Urlaub bin ich wieder gut in Bielefeld angekommen. Leider kam ich nicht mehr dazu, mich bei Ihnen zu verabschieden, da plötzlich alles zu schnell ging. Seit 14 Tagen bin ich hier zur Marschkompanie versetzt. Der Dienst im allgemeinen ist noch ganz erträglich. Nur müssen wir sehr viel Wache schieben und Luftschutzdienst machen. Heute habe ich mal

wieder das Pech, Luftschutzdienst zu haben. Das Unangenehme dabei ist, daß man die Kaserne nicht verlassen darf.

Heute morgen hatten wir geschlossenen Kirchgang. Ich habe mich gewundert, daß sich der größte Teil unserer Stube freiwillig meldete. Allerdings meldeten sich auch einige, um sich an dem übrigen Dienst vorbei zu drücken.

In den letzten Tagen meines Urlaubs hörte ich von dem Heldentod unseres Kameraden Willi Krautz. Der Tod reisst immer grössere Lücken in unsere Reihen. Wir können jetzt auch jeden Tag mit dem Einsatz rechnen.

Nun will ich schliessen und verbleibe mit den herzl. Grüssen

   Ihr
   Hans Meiers