Theodor Buiting an Kaplan Stiesch, 3. Juni 1943

Buiting Theodor Obgfr.O. U., den 3. Juni 1943

L 55922 n, Lg. Pa. Paris

Lieber Herr Kaplan!

Heute sind es nun schon fünf Wochen vergangen, seitdem ich Abschied nehmen mußte von Berlin. Nach fielem hin und her, bin ich bei einer Luftnachrichten-Stelle gelandet. In der zwischen Zeit war ich einige Tagen in Kassel und einige Wochen in Dresden. In Dresden hatte ich das große Glück, drei Mal in der Oper zu kommen. Gesehen habe ich, als erstes, die Salome von Richard Strauß, dann das Rheingold und die Walküre von Richard Wagner. Wie herrlich war der Abschluß, dann ging die große Abreise nach Südfrankreich (Bergerac). Habe mich in mein neues Amt eingefunden. Meine Tätigkeit ist Betriebsfernsprecher. Wie schrecklich ist es, wenn man als Gärtner den ganzen Tag in vier Wände sitzen muß und kann keine seelische Beruhigung finden. Tausendmal lieber wäre ich Baufernsprecher geblieben. In meiner Freizeit treibt es mich hinaus ins Freie und bin froh wenn ich mal Wege habe. Wie herrlich ist es bei Mondschein und sehr klaren und wolkenlosen Himmel, das Wunder der Natur zu bewundern.

Das Städtchen ist sehr schön, mit den Franzosen ist auch ein gutes auskommen. Aber das viele Gesindel das hier umherläuft, von Juden, Flüglinge, wie Spanier u.s.w. Das Naturbild ist ein sehr schönes. Das Klima ist schön warm und wächselt dauernd, ein paar Tage sehr heiß dann plötzlich so kalt. Bin mal gespannt ob ich auf die Dauer es ertragen werde.

Für Ihre lieben Zeilen meinen herzlichsten Dank, vom 25 März.

Anbei lege ich das Büchlein mit bei. Ich habe es erst auf der Fahrt nach hierher gelesen.

In der Hoffnung auf Ihr gesundheitliches Wohlergehen verbunden mit ein frohes Pfingstfest verbleibe ich mit den herzlichsten Grüßen, in Eile

IhrTheodor Buiting